Soloprogramm „Himmelskörper“
Kleines Theater Haar, 13. April 2024.
Living Jukebox: Alexander Franzen, am Klavier Johannes Obermeier
© Saskia Allers
Ein kleines, aber sehr feines Soloprogramm erfreut die Besucher des Kleinen Theaters Haar: Der renommierte Bariton Alexander Franzen, langjähriger Solist am Staatstheater am Gärtnerplatz, München (aktuell brilliert er als Thénardier in der sensationellen Inszenierung von Les Misérables eben dort), nimmt mit Johannes Obermeier am Klavier – Preisträger beim ARD Wettbewerb 2022 – mit in eine teils tiefgründige, teils amüsante Betrachtung des ständigen Strebens der Menschheit nach Erkenntnis, welche bevorzugt am Firmament zu ergründen sei.
Wie der Name des Programms bereits vermuten lässt, dreht sich Vieles um den Mond, die Sterne, den Weltraum, die Sonne – um das Universum im Generellen.
Die ausgewählten Musiktitel haben alle im weiteren Sinne diese Thematik – die Gestirne und die ewige Sinnsuche der Menschen. Dazu passend streut der Sänger feinsinnige Texte bekannter Autoren ein, welche eine ideale Klammer zwischen den Musikstücken und den Texten, Anekdoten und Bonmots bilden. Am Flügel begleitet wird der Künstler von dem preisgekrönten Pianisten Johannes Obermeier, der überdies in Soli von Leonard Bernstein und George Gershwin zu glänzen vermag.
Der Abend startet passend mit „Something’s coming“ aus der West Side Story und es folgt die wunderbare Bariton-Hymne „Stars“, in welcher Inspektor Javert in Les Misérables seinen fanatischen Gerechtigkeitssinn an die Sterne adressiert, sie mögen ihm dabei helfen, des sündigen Flüchtlings Jean Valjean, welchen er gnadenlos jagt, habhaft zu werden.
Als weitere Klopper aus dem Musical-Genre interpretiert Alexander Franzen in jeweils verkürzter Form Graf von Krolocks „Unstillbare Gier“ aus dem Tanz der Vampire, „This is the Moment“ aus Jekyll & Hyde und das wunderschöne „Der unmögliche Traum“ aus Der Mann von La Mancha, dem Ritter von der traurigen Gestalt.
Als weiteres Highlight in meinem Gehörgang bringt der Künstler „Being Alive“ aus Sondheim’s Company zu Gehör.
Als Special Guest erscheint die zierliche junge Sopranistin Johanna Schumertl in einem atemberaubenden grünen Abendkleid und zaubert ein wunderbares „Glitter and be gay“ aus der Bernstein Comique Operetta Candide auf die Bühne. Ihre Cunegonde durchlebt und durchleidet in dieser langen Koloratursopran-Arie „in der besten aller Welten“ von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt alle Zustände bei diesem superben Parforceritt zwischen greinend-trotzigem Kind und sich vor sich selbst rechtfertigender oberflächlich-berechnender Diva.
Natürlich darf bei einer Konzertbesetzung Mann in den besten Jahren plus junge Frau das wohl bekannteste Musicalduett der Welt nicht fehlen: „Das Phantom der Oper„ treibt die von ihm angebetete Christine wie eine Marionette immer weiter an „sing, sing für mich, mein Engel der Muse“.
Zusammen mit Alexander Franzen überzeugt die junge Nachwuchskünstlerin bei der Zugabe „Summertime“ aus Porgy & Bess.
Ein stimmiges Programm, ein sehr sympathischer Sänger-Darsteller, flankiert von einem großartigen Pianisten und einer sehr talentierten Nachwuchs-Sopranistin sorgen für einen wunderbaren musical-ischen Abend. Vielen Dank!
Fotos: © Musical Reviews
Silvia E. Loske / April 2024
Programm, Teil 1 | |
Something’s Coming | West Side Story |
Stars | Les Misérables |
Great Big Sky | Street Scene |
Who am I? | One touch of Venus |
My Ship | Lady in the Dark |
Lonely Town | On the Town |
Piano-Solo | Leonard Bernstein |
Mondlied | Cyrano |
Die unstillbare Gier | Tanz der Vampire |
Falke auf der Jagd | The Scarlett Pimpernel |
Schon bald | Hamilton |
Teil 2 | |
There’s a boat that’s leaving soon | Porgy and Bess |
Piano-Solo | George Gershwin |
Glitter and be gay | Candide |
The Phantom of the Opera | The Phantom of the Opera |
Don’t remember Christmas | Starting here, starting now |
Being Alive | Company |
Der unmögliche Traum | Der Mann von La Mancha |
This is the moment | Jekyll & Hyde |
Encore: | |
Summertime | Porgy & Bess |
Texte von:
Erich Kästner, Kurt Tucholsky, William Shakespeare, Robert Browning, Edmond Rostand, Nestroy, Racine, Bertolt Brecht, Oscar Wilde, Yuvel Harari