zu Les Misérables, Koproduktion Staatstheater am Gärtnerplatz mit Theater St. Gallen
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Am 9. Dezember 2023 fand im Theater St. Gallen eine außergewöhliche Premiere statt: Endlich wieder Les Misérables auf einer deutschsprachigen Bühne. Es war hochemotional, wunderbar, einzigartig. Armin Kahl, Hauptdarsteller des Jean Valjean, gab Musical Reviews wenige Tage nach der vielumjubelten Premiere ein persönliches Interview.
MR: Wie kamst Du erstmals in Kontakt mit dem Musical Les Misérables?
AK: Das war 1998 in Duisburg. Es hat mich so dermaßen geflasht, ich weiß noch, ich habe mich reingesetzt, das Orchester hat begonnen und ich glaube, vom ersten Ton an habe ich das ganze Stück hindurch geheult, weil es mich so dermaßen berührt hat. Diese Musik ist einfach unglaublich, es gibt diese Motive, wie zum Bespiel bei der Szene mit dem Bischof, da bin ich sehr emotional. Die Orchestrierung mit den Violinen, Bratschen, Celli geht bei mir sofort ins Herz.
Ich hatte dann das Glück, 1999 in Nürnberg den Marius singen zu dürfen in einer semi-konzertanten Aufführung. Seitdem begleitet mich dieses Stück.
MR: Damit schließt sich sozusagen jetzt der Kreis, mit Deiner Hauptrolle des Jean Valjean. Wie gestaltete sich der Probenzeitraum?
AK: Wir probten in München knapp vier Wochen und in St. Gallen dann noch einmal dreieinhalb Wochen. Technisch war es schwierig, weil die Bühnenmaße München und St. Gallen so unterschiedlich sind. In St. Gallen ist die Drehscheibe kleiner, wir mussten uns neu justieren, um das Einstudierte von München auf die St. Gallener Bühne zu übertragen. In München gibt es keine Seitenbühnen, das heißt die Bühnenteile müssen nach hinten weggetragen werden, wohingegen es in St. Gallen keine so tiefe Hinterbühne wie in München gibt, dafür aber Seitenbühnen. Also technisch war das sehr anspruchsvoll. Es musste anders strukturiert werden, um die raschen Bühnenteilwechsel zügig zu bewerkstelligen.
MR: Das hört sich herausfordernd an. Wie war/ist die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen?
AK: Einige Kollegen spielten parallel während der Probenzeit noch in anderen Engagements, das ist immer eine ziemliche Aufgabe, die Probenpläne so zu gestalten, dass man die Darstellerkollegen alle vor Ort hat. Einmal hatten wir zwei Tage keine Eponine, da ist dann unser Regieassistent Daniel Huth eingesprungen und hat die Eponine gegeben, (lacht), das war ganz lustig.
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Die Cast ist so wunderbar, es ist so toll mit den Kolleginnen und Kollegen, wir verstehen uns alle so gut und es gibt keinerlei Neid bei den Doppelbesetzungen. Und wir sind alle sehr beeindruckt von Filippo, der diese zwei so gegensätzlichen Hauptrollen Valjean und Javert spielt. Auch stimmlich ist das ziemlich krass, weil Javert so ganz anders ist als Valjean, Javert liegt so viel tiefer und ist so streng.
Ich habe noch die damaligen Aufnahmen von Duisburg und Wien im Ohr, da sangen den Valjean Opernbaritone. Das hat sich in den Jahren geändert, am West End wurde die Rolle im Lauf der Zeit immer mehr von Baritenören interpretiert.
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MR: Wie hast Du Dir musikalisch die Partie erarbeitet?
AK: Ich bin so glücklich, wieder mit Koen Schoots zusammenarbeiten zu dürfen, wir kennen uns schon lange aus Wien und es war diesmal wieder eine ganz tolle Zusammenarbeit. Er vermittelt so eine Ruhe, denn die Valjean-Partie ist ja nun beileibe nicht einfach, hat viele Tücken. Gerade bei „Bring ihn heim“ muss ich mich selbst ganz exakt hören. Dazu benötige ich eine bestimmte Akustik, wenn die nicht gegeben ist, tu ich mich schwer, mich zu hören.
Am Anfang, als wir das erprobt haben, habe ich teils echt gekämpft. Aber Koen hat total die Ruhe behalten, sagte, „keine Sorge, das wird kommen, es geht nicht alles auf einmal, entspanne Dich“.
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Ich habe favorisierte Einsingzimmer oder nutze dafür gern auch mal die Duschen im Gärtnerplatztheater, da gibt es diesen mächtigen Hall. Auf der Probenbühne ist das dann wieder ganz anders. Doch es ist ein Lernprozess und Koen hatte Recht – es kommt mit der Zeit, man wird immer sicherer durch das viele Ausprobieren.
Man tastet sich Schritt für Schritt heran und es ist schon auch irgendwie witzig, dass man nach so langer Zeit in diesem Job immer wieder vor neuen Herausforderungen steht und sich gerne erstmal verunsichern lässt. Das haben ganz viele Kollegen, aber das gehört zu einem künstlerischen Beruf dazu. Die Gefahr zu scheitern … und das Gefühl, dem künstlerischen Anspruch nicht zu genügen. Nur so gelangt man zum Ziel! Das alles ist ziemlich arbeitsintensiv, aber letztlich doch sehr erfüllend.
MR: Du hattest Deine letzten Tootsie-Shows, während Ihr schon LesMis geprobt habt, stelle ich mir anstrengend vor …
AK: Jetzt kam ich aus dieser unglaublichen Stress-Show Tootsie heraus, mit den unzähligen in Windeseile zu erfolgenden Umzügen. Wohingegen das bei LesMis nicht der Fall ist, daher haben sich die Durchlaufproben ohne Kostüm- und Perückenwechsel relativ entspannt angefühlt, was mir sehr viel Ruhe gegeben hat. Denn ich wusste: Wenn ich Tootsie geschafft habe mit diesen enormen Umzügen, dann schaffe ich auch LesMis. Aus dieser Sicht ist das sehr viel entspannter – dort habe ich nur ein paar Kostümumzüge und vier Perückenwechsel mit dem jeweilig erforderlichen dezenten Älter-Schminken.
Der Unterschied zwischen Tootsie mit den sehr vielen Sprechszenen und LesMis ist der schauspielerische Fokus, der mir ja immer sehr wichtig ist: Bei LesMis muss man sich in erster Linie erstmal dem Gesang unterordnen, denn es ist ja fast eine durchgesungene Rolle. Da gibt es nur wenig gesprochenen Dialog dazwischen, ansonsten ist alles durchkomponiert. Insofern ist das eine ganz andere Herangehensweise.
MR: Wie schaffst Du es, dass Du auf der Bühne nicht zu sehr in die eigene Emotionalität abdriftest?
AK: Dafür proben wir sehr viel und ausführlich. Es passierte uns allen im Laufe der LesMis Proben, dass wir geheult haben. Aber das musst Du zulassen, Du musst ganz bewusst einmal komplett in diese Emotionalität gehen. Du musst einmal da durch, damit Du es dann schaffst, zu dosieren. Erst dann wird es möglich, richtig damit umzugehen, wie nahe Du es an Dich persönlich heranlassen kannst.
MR: Wie ging es Dir gefühlsmäßig bei der Premiere?
AK: Ganz zum Schluss, beim letzten Ton des Finales, wenn alle von hinten in einer Reihe wieder nach vorne kommen und es heißt „Morgen früh – oder nie – Morgen schon“: Da musste ich unmittelbar davor einen Ton kurz abbrechen, weil mir der Hals so zugeschnürt war. Ich war einerseits so erleichtert, dass alles so gut gegangen war, man sieht die Reaktion des Publikums und diese emotionale Welle von dort schwappt zu uns auf die Bühne.
Das hat mich sehr beeindruckt und der Stress fiel in diesem Moment ab und ich dachte nur „wow, jetzt haben wie es geschafft, ich habe diese Traumrolle eben tatsächlich gespielt“. Und ich sage das nicht oft, aber da habe ich eine tiefe Zufriedenheit gespürt und mich so gefreut. Es hat alles geklappt, Bühne, Technik, es gab keinerlei Zwischenfälle, dass beispielsweise irgendwas mit den Requisiten geklemmt hätte oder ähnliches. Es war alles in einem Guss.
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Es ist ja doch auch sehr physisch, die Kämpfe mit Javert, das Agieren an der Barrikade. Bei einer Probe habe ich mir bei einer Rangelei mit Javert schmerzhaft den Daumen verdreht, da bin ich im Mantelärmel hängengeblieben, zum Glück ist nichts gerissen. Es kann halt immer innerhalb einer Sekunde etwas Unvorhergesehenes passieren.
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MR: Was sind Deine ganz persönlichen emotionalen Knackpunkte in LesMis?
AK: Das erste Mal bei den Szenen mit dem Bischof. Dazu muss ich noch sagen, dass mein Kollege Jeremy Boulton so unfassbar gut ist als Bischof, mit dieser Stimme, er legt sich so rein auch ins Schauspiel, einfach wunderbar. Der Prolog danach, in dem Valjean hadert, warum gerade dieser Bischof so gut zu ihm ist, während er von allen anderen als Ex-Sträfling ausgestoßen wird, berührt mich sehr. Er hadert dabei ebenso mit sich selbst, da kommt der religiöse Aspekt ins Spiel.
Unser Regisseur Josef E. Köpplinger möchte das Musical als Revolutionsstück verstanden wissen und nicht so sehr den Fokus auf den religiösen Hintergrund legen, dazu äußert er sich auch explizit im Programmheft. Sein Fokus liegt eher auf der ständigen Unruhe der Menschen, dass sich verschiedene Lager entwickeln, die sich ideologisch voneinander entfernen und dann auf einmal sich bei den jungen Revolutionären so eine – letztlich fatale – Eigendynamik und ein Heroismus entwickelt.
Valjean und Javert haben die Bonapart’schen Kriege bereits miterlebt, haben diese Erfahrung den ungestümen Studenten voraus, diese wissen gar nicht, was sie auslösen, in welche Gefahr sie sich selbst begeben.
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Ich finde diese Herangehensweise auch gut, jedoch ich als Armin wurde katholisch erzogen, war in diesem Bereich sehr vernetzt, war bei den Pfadfindern, im katholischen Jugendchor, in einer Stadtkapelle, welche die Gottesdienste und die Prozessionen begleitet hat. Dies ist doch tief verankert in mir, nur distanziere ich mich natürlich ganz klar von vielen Sachen in der katholischen Kirche, ich hadere sehr mit diesem System und der Institution.
In die Kirche gehe ich gerne, allerdings nicht unbedingt ausschließlich in den Gottesdienst. Ich sitze da gerne mal in Ruhe eine halbe Stunde und nutze dieses Umfeld, um zu verweilen und es hilft mir, runterzukommen. Irgendwie fühle ich mich dabei „aufgehoben“ in diesen Momenten.
Auch bin ich jemand, der an das Gute im Menschen glaubt. Und deswegen ist diese Rolle Valjean so interessant für mich und bewegt mich so unglaublich, wie er erschüttert wird im tiefsten Mark durch diese großherzige Bischofsentscheidung. Diese dann letztlich annimmt, und das Silber als Investition verwendet, um sich ein neues Leben aufzubauen als Fabrikbesitzer. Und letztlich durch seine vielen guten Taten von der Gemeinde so anerkannt wird, dass man ihn zum Bürgermeister ernennt.
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Eigentlich ist das interessant: Valjean versteckt sich die ganze Zeit, doch dann tritt er als Bürgermeister in die Öffentlichkeit und irgendwie hat man den Eindruck, das passt nicht zusammen. Ich kann in diesem Zusammenhang nur jedem, der das Musical mag und näher in die Hintergründe und Entwicklungen der Charaktere von LesMis eintauchen möchte, sich die BBC Mini TV-Serie aus 2018 mit namhaften Schauspielern anzuschauen. Diese gibt es in der ARD-Mediathek zu sehen. Es lohnt sich wirklich, das erklärt Vieles und ist sehr interessant.
Weiterhin interessant ist es, dass es in dem Stück keinen Erzähler gibt, Gut, Thénardier wendet sich einmal direkt ans Publikum, um zu erläutern, wer er ist (der vermeintliche „Herr im Haus„).
Doch dann ist da eine kleine Stelle bei der Szene mit dem Bischof, da erklärt sich Valjean, als er am Tisch sitzend verköstigt wird, da ändert sich plötzlich die Melodie und er singt (Anm. der Red.: Armin Kahl singt dies 😊): „Er gab mir Speis und Trank, viel mehr als ich begehrt‘, das Silber in der Hand, war doppelt so viel wert, wie all mein Sklavensold für 19 Jahre Qual, und er vertraute mir, der Narr vertraute mir, nichts an mir, was ihn stört. Ich spielte Dankbarkeit, ich weiß was sich gehört, und in der tiefsten Nacht, durchsuchte ich sein Haus, nahm das Silber und riss aus“.
Das ist eine Erklärung direkt ans Publikum, ein Kunstgriff im Stück, da aus einem normalen Handlungsfluss heraus Valjean ein Zwiegespräch mit sich führt. Ich liebe diesen Moment! Da wird der Zuschauer direkt angesprochen, wird mit Valjeans Innerstem konfrontiert und leidet mit ihm mit, wenn der Bischof ihm vergibt und ihm auch noch obendrein die beiden Silberleuchter gibt.
Weiterer Knackpunkt für mich ist auf der Barrikade, wenn Valjean sich entschließt, Javert laufen zu lassen. Er sagt nämlich: „Auch wenn Ihr mich vernichtet, nicht Aug um Aug, nicht Zahn um Zahn, Ihr habt nur Eure Pflicht getan“. Das zeigt, wie reflektiert Valjean darüber denkt, und dass er Javert auch tatsächlich ein Stück weit versteht, warum der so agiert. Das ist übrigens das erste Mal, dass es zu einem Austausch zwischen diesen beiden Figuren kommt, das ist musikalisch so gut gelöst „nein Ihr irrt, ich bin ein Mensch wie jeder Mann“. Da sprechen diese beiden Männer das erste Mal miteinander, zuvor war es immer nur Kampf.
Das ist dann wohl auch ausschlaggebend dafür, dass es Javert so zerbröselt, er all das, was er in seiner Härte jahrzehntelang sich zurechtgezimmert hatte, wie ein Kartenhaus einstürzt. Sich seiner bisherigen Werte beraubt fühlend, begeht er letztlich Selbstmord.
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Ein weiterer Moment ist das Terzett Cosette, Marius und Valjean, der Vater steht hinter den beiden und muss sich eingestehen, dass er jetzt seine Tochter loslassen, sie ihr eigenes Leben leben lassen muss. Valjean muss sich jetzt zurückziehen. Und, man darf auch nicht vergessen: Valjean hat in seinem Leben nur eine einzige Vertrauensperson, und das ist Cosette. Doch selbst sie weiß nichts über seine Vergangenheit. Valjean hat niemanden, mit dem er reden kann. Das erste Mal öffnet er sich spät Marius gegenüber, das ist ein großer Vertrauensbeweis.
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Was mich aber natürlich emotional sehr reinreitet ist, wenn ich als Valjean sterbend im Sessel sitze und Fantine hinzukommt. Das ist sehr, sehr berührend und doch trotzdem auch mit großer Zuversicht begleitet. Valjean betrachtet sein Lebenswerk, ist letztlich mit sich im Reinen und weiß: gut, ich habe alles gegeben, jetzt kann ich gehen. Da muss ich jedes Mal sehr schlucken und mich sehr konzentrieren, damit es nicht kippt.
Und dann gibt es in dieser Szene noch einen weiteren Moment, wo Valjean zum Publikum spricht – und das macht das Ganze so rund, da es wiederum auf den Akt der Nächstenliebe vom Anfang mit dem Bischof verweist. Valjean ist gestorben und mit dem letzten Satz steht er aus dem Sessel auf und spricht den Zuschauer erneut an: „Und vergesst nicht, die Wahrheit steht geschrieben – zu lieben einen Menschen heißt, das Antlitz Gottes sehn“.
Sozusagen wird damit der Bogen geschlossen und der Zuhörer mit diesen Worten konfrontiert um zu reflektieren, was unsere Taten im Leben bewirken, und in Valjeans Fall bewirkt haben.
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MR: Spürst, merkst Du das Feedback vom Publikum, wie ergriffen die Leute sind, oder ist die vierte Wand für Deine Wahrnehmung eher entfernt?
AK: Jetzt bei der Premiere habe ich schon wahrgenommen, dass viele geweint haben, sich geräuspert haben. Aber ich habe versucht, es während der Show nicht zu nahe an mich heranzulassen.
MR: Was ich mich frage: Wie schaffst Du es, einen genau so großen Mann, wie Du selbst bist, nämlich den Marius, so lange geschultert herumzutragen, bei der Rettung von den Barrikaden durch die Pariser Kanalisation?
AK: Oh, das probt man sehr ausführlich. Der Schwerpunkt liegt auf den Schultern, es ist wirklich sehr anstrengend, dauert zudem ziemlich lange. Aber irgendwie hilft es auch ein bisschen, diese Gegenbewegung auf den Schultern zu spüren und damit dann die hohen Töne zu singen. Zudem ist eine weitere Anstrengung, den geschulterten Körper immer wieder abzulegen und dann erneut hochzunehmen. Da ist eine bestimmte Technik erforderlich, natürlich hilft der Marius-Darsteller dabei auch mit.
Es gab einen Tag, an dem wir nur genau diese Szene eineinhalb Stunden am Stück geprobt haben. Ich hatte so einen argen Muskelkater hinterher, Oberschenkel und Rumpfseiten habe ich gar nicht mehr gespürt…
© Ludwig Olah
MR: Da war wirklich jeder baff im Publikum, und gesungen hast Du dabei ja auch noch!
AK: Aber ja, das ist wirklich sehr herausfordernd, da sind gerade dann noch hohe Töne vonnöten (Armin Kahl singt erneut 😊): „Javert, Javert, er steht an Grabesrand …“
MR: Wie pendelst Du zwischen München und St. Gallen, mit dem Auto oder Zug?
AK: Wir haben in St. Gallen so viele Kollegen vom Gärtnerplatz auf der Bühne, ich schätze das sind ca. drei Viertel der Besetzung. Deswegen bietet man Theater-seitig einen Bus-Shuttle an, der uns bringt und nach der Vorstellung nachts wieder nach Hause nach München zurückfährt. Bin gespannt, wie das wird.
MR: Du bist jetzt bereits das dritte Mal in einer Produktion in St. Gallen, da haben sich doch wahrscheinlich auch gute Kontakte vor Ort gebildet?
AK: Ja sicher, mittlerweile habe ich guten Anschluss dort. Auch Zürich ist nicht weit, da habe ich viele Freunde, die ich zwischendurch besuchen kann, wie zum Beispiel für einen Fondueabend, also alles gut, das Umfeld passt.
MR: Gibt es noch etwas an persönlichen Eindrücken, was Du teilen möchtest?
AK: Ich bin so glücklich, dass alles so stimmig ist im Stück. Einen großen Anteil hat die tolle Ausleuchtung, das ist einfach phänomenal, diese wabernden Nebelschwaden vor dem schwarzen Hintergrund, geradezu mystisch.
All dies spielt sich ja fast durchgehend im Dreck, im Elend ab. Und plötzlich kommt da diese Hochzeitsszene, da entspannen sich direkt die Augen, es gibt wunderschöne Kostüme, die Leute tanzen, alles sieht schön und harmonisch aus. Eine Wohltat mittendrin.
© Edyta Dufaj
Die neue Soundanlage im Theater St. Gallen tut ein Übriges, um den emotional so wuchtigen Sound bestens zu transportieren.
Die aus London zur Premiere angereisten Leute aus dem Team um Cameron Mackintosh waren mehr als begeistert – kein Wunder. Derart opulente Orchesterbesetzungen gibt es ja schon lange nicht mehr am Broadway und am West End, daher waren sie ziemlich beeindruckt.
Die Rolle ist einfach echt ein Traum mit so vielen Facetten und mit der gehörigen Demut zum Inhalt eigentlich auch ein Vorbild für unsere Gesellschaft.
Egal ob man gläubig ist oder nicht – die Aufgabe, dass man die Menschen um einen herum so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte, ist DIE Quintessenz des geregelten und respektvollen Zusammenlebens … und das muss man nicht „nur“ aus der Bibel lernen, sondern das ist gelebte Ethik. Dies zu vermitteln, sollte Pflicht in jeder Schule sein!
MR: Was für ein schönes Schlusswort. Vielen Dank, lieber Armin, für Deine Zeit, und dass Du Deine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse zu Les Misérables so offengelegt hast. Alles Gute für die weitere Spielzeit, es wird ein Erlebnis sein, das Stück ab 22. März dann auch im Gärtnerplatztheater sehen zu dürfen.
© Jessie Kessler
Darstellervorstellung Premierenfeier: https://youtu.be/5LHZg2Kq3vs
Silvia E. Loske, Dezember 2023