Großes Staraufgebot in Ludwigs Festspielhaus für wenige Vorstellungen
Mit dem Engagement von Europas Musicalstar Nr. 1, der unvergleichlichen Pia Douwes, ist den engagierten Veranstaltern ein Riesencoup gelungen. Für wenige Vorstellungen der diesjährigen Spielzeit verkörpert die Grande Dame des Musicals im September die Rolle von Prinz Ludwigs Erzieherin, Sybille Meilhaus.
Und was Musicalfans lange gehofft hatten, aber was aufgrund der vielfältigen anderweitigen Verpflichtungen der Künstler unmöglich schien, ist nun doch für drei Spieltage vom 7. bis 9. September 2018 und insgesamt fünf Vorstellungen Wirklichkeit geworden: Die großen Drei des Musicals – Jan Ammann, Pia Douwes und Uwe Kröger gemeinsam auf der Bühne des Füssener Festspielhauses im längst zum Kult gewordenen „Ludwig2 – der König ist zurück“.
Wie nicht anders zu erwarten war, interpretiert Pia Douwes auch diesen Rollencharakter mit der genau richtigen Dosierung und ihrem untrüglichen Gespür. Wie keine andere vermag sie es aufgrund ihres außergewöhnlichen Könnens, ihrer unfasslich sicheren und strahlenden Stimme und ihrer enormen Bühnenpräsenz, alles und jeden zu überstrahlen, das wäre für sie ein Leichtes. Aber genau daran misst sich eben wahre Größe – Pia Douwes fügt sich nahtlos ins Ensemble ein und man käme niemals auf die Idee, dass sie gerade einmal zwei Tage für diese Rolle eingeprobt wurde. Sowohl in den Szenen mit dem kleinen Prinz Ludwig, als auch mit dem erwachsenen Ludwig und in den Gesangsparts mit Kaiserin Elisabeth und deren Schwester Prinzessin Sophie sowie beim Finale mit Graf Dürckheim und Ludwigs Bruder Otto bildet sie eine Einheit und man kann nur den Hut ziehen vor dieser Leistung.
Vor 26 Jahren spielte sich Pia Douwes als unglückliche Kaiserin Elisabeth im gleichnamigen erfolgreichsten deutschsprachigen Musical in die Herzen der Zuschauer, an ihrer Seite Uwe Kröger als charismatischer Tod. Eine enge Freundschaft entstand damals zwischen den beiden Ausnahmekünstlern und so freuten sich beide umso mehr, erneut zusammen in einem Stück zu spielen, auch wenn sie keine gemeinsame Szene haben.
Uwe Kröger als Psychiater Dr. Gudden punktet mit immens intensivem Schauspiel, gesanglich hatte er in der besuchten Vorstellung an einigen Stellen zu kämpfen, die beiden Lieder, die er als Dr. Gudden singt, scheinen zu tief für seine Stimmlage angelegt zu sein.
Und dann ist da ja noch, last but not least, der König himself: Jan Ammann. Wie er sich diese Rolle unnachahmlich zu eigen gemacht hat, darauf wurde in den vorangegangenen Berichten hier auf Musical Reviews bereits ausführlich eingegangen. Nun aber erscheint es so, als ob er zusätzlich zu seiner beeindruckenden schauspielerischen und stimmlichen Leistung noch um ein Vielfaches befreiter und gelöster agieren würde. Viele weitere darstellerische Aufrufezeichen hat er eingebaut, so zum Beispiel schmachtet er seine Cousine Kaiserin Elisabeth nunmehr in der „Krönungsszene“ nicht nur verbal an, sondern auch mit eindeutiger Mimik.
Wie er die einzige humorvolle Szene im ansonsten dramatischen Stück, „König Technik“, zu einem Kabinettstückchen ausgestaltet, ist absolut sehenswert. Grandios kommentiert er hier, planscht im Becken gegenüber der „Zwerge“, die er als solche humoristisch hinterfragt („das sind aber große Zwerge“!), tänzelt mit Erfinder und Adjutant und springt sogar über einen Degen. Alles mit hinreissendem Humor, ohne jedoch die Szene ins Alberne zu ziehen. Die Zuschauer bejubeln jede seiner komödiantischen Interaktionen und haben Lachtränen in den Augen.
Wie bereits in vorherigen Berichten zur Show erwähnt, arbeitet das Kreativteam unter Leitung von Benjamin Sahler ständig weiter an Optimierungen. Neu hinzugekommen ist nun eine grazile Vertikaltuchakrobatin, die höchst gekonnt am Ende der „So schwer das Herz“ Arie die Besucher in schwindelerregernder Höhe in Atem hält.
Ein sehr guter und vor allem nachvollziehbarer Regieeinfall geschieht zudem im hochemotionalen Finale „Schwanenkönig hab Dank“ dergestalt, dass dort die beiden wichtigsten Frauen im Leben König Ludwigs, Kaiserin Elisabeth und Sybille Meilhart, mit Trauerflor an ihren Kostümen vom Märchenkönig Abschied nehmen.
Man sollte nicht müde werden, immer wieder darauf hinzuweisen, dass man als Musicalfreund dieses Stück gesehen haben muss. In dieser Spielzeit läuft das Stück noch bis 19. September und dann noch vom 26. bis 30. Dezember 2018. Und Gott sei Dank geht es auch 2019 damit weiter, wie schön!
Tickets unter
http://www.bau-ein-schloss-wie-ein-traum.de/
Silvia Eva Loske, September 2019
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