31.03.2012, Landestheater Salzburg
Beim Landestheater Salzburg handelt es sich um ein nettes kleines Theater, sehr überschaubar alles, um nicht zu sagen beengt. Vor der Bühne befindet sich ein ausladend dimensionierter Orchestergraben.
Bei der Ton-Aussteuerung hab es kleinere Problemchen, da insgesamt sowohl die Musiker als auch die Sänger zu leise waren – man musste sehr genau hinhören, um die Texte verstehen zu können. Das Orchester des Mozarteums ließ keine Wünsche offen, spielte engagiert auf.
Über der Bühne angebracht ein Laufband, auf welchem der Text in englischer Sprache angezeigt wird, damit auch die Touristen – die Geschichte der Trapp-Familie ist in Übersee und Asien sehr viel bekannter, als hierzulande – dem Bühnengeschehen folgen können.
Das Bühnenbild ist ein Pluspunkt der Inszenierung, die Drehbühne wird effektvoll eingesetzt. Das Lichtdesign unterstützt unaufdringlich aber effektvoll die jeweiligen Szenen.
Die Kostüme wirkten sehr authentisch, aufwendig, detailverliebt, jedoch ohne jeglichen alpenländischen Kitsch.
Die Partitur verfügt leider nicht über größere Ohrwürmer, außer über das wohlbekannte Do-Re-Mi, im Laufe des Stückes wiederholen sich etliche Melodien als Reprisen.
Das Stück kommt im ersten Akt nur langsam in Fahrt. Bereits in der erste Szene ein beklemmender Beginn, als ein junger Mann von den braunen Machthabern erschossen wird. Da erahnt man bereits, dass diese Inszenierung die politischen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Story gebührend beleuchtet, und es nicht nur um allerliebste Kinderlein geht, die in Tracht gewandet Volkslieder trällern. Es folgen mehrere Szenen, die die weibliche Protagonistin, Maria Reiner, sowohl in der Tiroler Bergwelt als auch im Kloster zeigen. Erst als Maria in den Trapp’schen Haushalt als Gouvernante eintritt und dort auf die Kinderschar trifft, wird das Geschehen auf der Bühne lebendiger. Insgesamt erscheint der erste Akt bedeutend zu langatmig.
Im zweiten Akt kommt es zur Hochzeit des Kapitäns mit Maria, im Anschluss dominiert die beklemmende Machtübernahme durch die Nationalsozialisten das Stück. Sehr bedrückend die Szene, als die Familie Tapp beim Sängerfest der Salzburger Festspiele auftritt – unter dem Hakenkreuz –. In dieser Sequenz werden alle Theaterausgänge durch grimmig dreinblickende und entsprechend kostümierte Schauspieler in Nazi-Uniformen besetzt. In den oberen Logen Nazi-Generäle, die Kapitän von Trapp unmittelbar im Anschluss an den Auftritt nach Bremerhaven zum Dienstantritt in der Wehrmacht schaffen sollen. Da geht ein Schaudern durchs Publikum, ein sehr dichter inszenatorischer Moment der Aufführung ist dies, der im Gedächtnis haften bleibt.
Wie man aus den diversen Filmen zur Thematik mittlerweile weiß, geht aber alles noch gut aus, und die Trapp-Familie machte mit Volks- und Heimatliedern in Übersee groß Karriere.
Zum Finale des Stücks wird zum gemeinsamen Singen in englisch animiert, das zum großen Teil ältere Publikum nimmt diese Aufforderung gerne an.
Die Kinder sind definitiv die Stars der Aufführung: Man staunt über soviel professionelle Spielfreude, die Kleinen sind durchgehend gut beschäftigt mit Text, Gesang und Tanz. Jedes der Kinder hat kleinere Solo-Auftritte – mal ein paar gesungene Zeilen, mal Text oder einfach nur Schauspiel – sie bewältigen alles großartig.
Wietske van Tongeren brilliert als Maria bezaubernd mit enormer Spielfreude, agiert insbesondere im Zusammenspiel mit den Kindern phänomenal und entzückt mit sicherer und klarer Stimme.
Als Baron von Trapp ist nach längerer Bühnenabwesenheit der bekannteste deutschsprachige Musicaldarsteller Uwe Kröger als Promotion-Zugpferd der Produktion zu sehen. Eine bislang noch nicht so bekannte Facette zeigt Kröger, indem er in dieser Rolle fast ausschließlich Sprechtext und außer einem Lied (Edelweiß) so gut wie nichts zu singen hat. Sein Schauspiel ist glaubwürdig, er nimmt sich angenehm zurück in seiner Darstellung des zu Beginn gestrengen Kapitäns und Vaters, der im Verlaufe des Stückes erkennt, welche Gefahr von der neuen politischen Richtung ausgeht, und deshalb in dramatischer Flucht seine Familie in letzter Sekunde in die USA in Sicherheit bringt. Seine Wandlung vom trillerpfeifenden Drill-Fanatiker hin zum liebevollen Vater und Neu-Ehemann hat er der liebevollen Natürlichkeit der ehemaligen Novizin Maria zu verdanken. Kröger gelingt diese Wandlung sehr gelungen und nachvollziehbar.
Hanna Kastner und Sebastian Smulders überzeugen als junges Liebespaar in den Wirren der aufkommenden Nazi-Herrschaft. Sebastian Smulders stellt sowohl den verliebten Jüngling ebenso wie später den überzeugten Nazi sehr gut dar. Hanna Kastner als Liesl ist ein großes Talent, von dem man sicherlich noch viel hören wird.
Franziska Becker als Elsa Schrader und Simon Schnorr als Max Dettweiler agieren rollendeckend, ebenso wie Ulrike Steinsky als Mutter Oberin.
Noch anzumerken ist, dass Anfang April eine CD-Einspielung des Musicals erfolgt. Es bleibt abzuwarten, ob das Stück rein auf Audio-Basis zündet.
(pk), April 2012
Musikalische Leitung | Peter Ewaldt |
Inszenierung | Andreas Gergen und Christian Struppeck |
Choreographie | Kim Duddy |
Ausstattung | Court Watson |
Kindercoach | Wolfgang Götz |
Dramaturgie | Christian Struppeck |
Choreinstudierung | Stefan Müller |
Darsteller: | |
Maria Rainer | Wietske van Tongeren |
Kapitän Georg von Trapp | Uwe Kröger |
Mutter Oberin | Ulrike Steinsky |
Liesl | Hanna Kastner |
Rolf Gruber | Sebastian Smulders |
Elsa Schrader | Franziska Becker |
Max Dettweiler | Simon Schnorr |
Kinder: Patrick von Schorlemer, Heidi Baumgartner, Julius von Maldeghem, Marianna Herzig, Stella Gratzer, Maria Strassl |