Konzertpremiere am 25.11.2015 im Stadttheater Fürth
Nach ihrem ersten Soloprogramm “Ein Abend im Dezember” legt die Grande Dame des europäischen Musicals mit ihrem neuen Konzertformat “Träume – ein Abend zwischen Traum und Wirklichkeit” einen weiteren, sehr persönlich geprägten Soloabend vor, dessen Premiere am 25. November im putzigen Stadttheater Fürth, nahezu ausverkauft mit 550 Plätzen besetzt, stattfand. Dort, in diesem Stadttheater, feierte die Künstlerin mit ihrer grandiosen Verkörperung der Diana Goodman im umjubelten Musical “Fast normal – Next to Normal” große Erfolge. Für Anfang 2016 sind noch zwei weitere Termine des Soloprogramms angesetzt, in Oberhausen und in Stuttgart.
Mit Ausnahme eines ca. 15-minütigen Medleys mit ihren größten Musicalerfolgen hat das Programm nichts mit dem genannten Genre zu tun. Die Lieder, die Pia Douwes mit ihrer unverwechselbar “traumhaft” sicheren Stimme präsentiert, haben alle das Thema “Traum” im Fokus, der Großteil der Balladen und Chansons wird auf englisch interpretiert, mal melancholisch, mal humorvoll.
Begleitet wird Pia Douwes von dem niederländischen Pianisten Bernd van den Bos am Bösendorfer Flügel, man merkt, dass die beiden Landsleute gut aufeinander eingespielt sind.
Als Gast erlebt das Publikum in Fürth den gebürtigen Erlanger Musicaldarsteller Armin Kahl, der sich in den letzten Jahren stetig und mit großer Vielseitigkeit ausgestattet in der oberen Liga der Musicalstars im deutschsprachigen Raum etabliert hat.
Auf der Bühne nur der Flügel, ein Stehtisch, Barhocker und im rechten Eck liegt Bettzeug – Letzteres kommt im ersten Akt in dem urkomischen Song In Short zum Einsatz, als die Sängerin – im Pyjama inmitten des Bettzeugs auf der Bühne liegend – sich in Phantasien darüber ergeht, wie sie den neben ihr liegenden Angetrauten am effektivsten abmurksen könnte.
Doch von Anfang an: Bereits mit ihrem vom Band eingespielten Hinweis, bitte die Handys auszuschalten, bereits jetzt Taschentücher bereitzulegen und die Hustenbonbons vorab aus ihrer knisternden Hülle zu befreien (mit entsprechend eingespieltem Kruschelgeräusch) sorgt spätestens dann für große Heiterkeit und lockert zusehends die Atmoshäre auf, als diese Ansage nacheinander in gleich vier Sprachen erfolgt.
Zu den Klängen von Mit siebzehn hat man noch Träume erscheint eine blendend aussehende Pia Douwes in schwarzer Hose und Silberjäckchen im Publikum und begibt sich von dort aus auf die Bühne. Eine kleine, mittig angebrachte Treppe mit drei Stufen führt hinauf zur Bühne, wird häufig und gerne im Verlauf des Abends aber auch genutzt, um dort alleine oder zusammen mit Armin Kahl auf den Stufen sitzend nah am Publikum zu sein.
Denn es ist in der Tat der Künstlerin ein Anliegen, ihr Publikum mit einzubeziehen in ihr Programm, und sie tut dies genüsslich, mit viel Selbstironie und Schlagfertigkeit. Sie reagiert sponton auf Zurufe aus dem Auditorium, schäkert mit Herren im besten Alter, kokettiert mit ihrem Alter und befragt zwischendurch immer mal wieder Zuschauer der ersten Reihen mit vor die Nase gehaltenem Mikro.
Da ist die Rede von Männern, Hunden, Traumtagebüchern, sehr skurrilen Traumsequenzen – im Leben verwirklichten Träumen einerseits und andererseits den vielen Träumen, die in der Realität wie eine Seifenblase zerplatzt sind.
Pia Douwes ist ein Gesamtkunstwerk, da ist alles stimmig: Mimik, Gestik, Humor, Bewegung, Optik. Sie nur auf ihre fulminante Stimme zu reduzieren, wäre fast schon ein Affront. Apropos Stimme: Anders als so einige Kollegen der Musicalbranche hat es die Künstlerin immer geschafft, auf ihr wichtigstes Kapital gut achtzugeben, ihr “Instrument” pfleglich zu behandeln. Und deshalb perlen ihre vieroktavigen Töne immer noch scheinbar mühelos, die Ausdrucksstärke hat sich, im Vergleich zu ihren Anfängen als “Elisabeth”, um ein Vielfaches erhöht – man ist schlichtweg fasziniert.
An musikalischen und inhaltlich/interpretatorischen Höhepunkten bleiben nachhaltig in Erinnerung im ersten Teil Allein, das köstliche bereits erwähnte In Short und natürlich das Musical-Medley mit einem mal etwas anderen Ich gehör nur mir – um nicht zuviel zu verraten, sei hier lediglich das Stichwort schwarze und weiße Tasten genannt.
Nach der Pause erscheint die Künstlerin in einem schulterfreien schwarzen Cocktailkleid, der zweite Teil des Konzerts ist ruhiger und enthält so einige tiefgründige Balladen. So das wunderschöne, von Titus Hoffmann ins Deutsche übersetzte “Both Sides Now” von Joni Mitchell, das nun als So und So auf deutsch erklingt. Im Traum hab ich Dich gesehen stammt aus den Zyklus der Dezember Liedern, und die Piaf-Hymne Non, je ne regrette rien ist bei Pia Douwes in den allerbesten Händen und rührt an.
Armin Kahl hat im ersten Teil des Abends eher wenig zu tun, er interpretiert mit klarem Tenor The Impossible Dream aus dem „Mann von La Mancha“. Nach der Pause eröffnet er mit dem Tim Fischer Chanson Orly, 17:00 Uhr (Moulin Rouge).
Als Duett der beiden Künstler, die schon mehrfach zusammen in Musicalproduktionen gespielt haben, wird Die Zeit hält nur in Träumen an präsentiert. Als Zugabe gibt es ein von den beiden Sängern sehr unterhaltsam dargebotenes Träume-Medley (Solang man Träume noch leben kann, River of Dreams, Dream Lover, All I have to do is dream, Träume leben ewig, Dream a Little Dream of me), zu welchem Herr Kahl anfangs eher widerstrebend, sozusagen als Überraschung, von Pia Douwes verpflichtet wird – nichts da, ausbüchsen ist nicht – … ein Notenständer gibt entsprechende kleine Hilfestellung. Das Publikum ist begeistert!
Zur technischen Konzertunterstützung ist zu konstatieren, dass der Sound sauber und gut ausgesteuert ist, beim Lichtdesign hingegen ist eindeutiger Optimierungsbedarf erforderlich – da wird zuviel kaltes weißes Licht eingesetzt, das den Künstlern nicht schmeichelt. Wärmere Lichtkegel wären hier sehr viel vorteilhafter und angenehmer.
Im Anschluss an den Konzertabend schrieben Pia Douwes und Armin Kahl ihren zahlreich anstehenden Fans im oberen Foyer des Stadttheaters noch geduldig Autogramme und plauderten entspannt mit den Konzertbesuchern.
Weitere Termine des Pia Douwes Soloabends sind:
Ebertbad Oberhausen am 6. Januar 2016 mit Gaststar Jan Ammann;
Filharmonie Filderstadt am 10. Februar 2016 mit Gaststar Armin Kahl.
Tickets buchbar unter www.soundofmusic.de
(Silvia E. Loske, November 2015)