Attenzione: Seine Majestät, der Tod!
Seit Ende 2011 spielt er nun schon – mit Unterbrechungen – den ‚Tod’, Kaiserin Elisabeths verführerisch-eleganten Liebhaber im weltweit erfolgreichsten deutschsprachigen Musical „Elisabeth„. Die aufwendige Tourneeproduktion macht nun auch im Münchner Deutschen Theater Station und ist dort vom 26. März bis zum 7. Juni zu erleben.
Parallel zur Glanzrolle dieser Phantasiefigur verkörpert der vielbeschäftigte Mark Seibert höchst überzeugend Sir Lancelot im Musical „Artus – Excalibur“ im Theater St. Gallen, ist einer der Protagonisten bei der Konzerttour der „4 Voices of Musical“ und bereitet sich aktuell auch noch auf das neue Konzertformat „The Milestones Project“ vor, das am 2. Mai Premiere haben wird.
Am Vortag der München-Premiere von „Elisabeth“ hatte Musical Reviews die Gelegenheit, mit dem vielseitigen und charismatischen Künstler, der aktuell ganz oben in der Top Liga im deutschsprachigen Musical-Business ist, zu sprechen.
MR: Willkommen in München, Mark. Bei dieser neuen „Elisabeth“-Tournee, die in Shanghai begann und über Essen nun nach München führt, ist eine neue Elisabeth an Deiner Seite.
MS: Ja, Roberta Valentini, die ich schon lange kenne und sehr schätze. Bei „Wicked“ haben wir damals zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne gestanden und seitdem sind wir auch immer in Kontakt geblieben und dann hab ich sie ja schon sehr früh bei meinen Solokonzerten, die ich eben auch so mache im Laufe der Jahre, als Special Guest immer mit dazu genommen.
MR: … ohne Schuhe … :-))
MS: (lacht) Ohne Schuhe, ja! Zum einen schätze ich Roberta künstlerisch sehr, ich finde sie als Sängerin wirklich toll. Sie ist sehr facettenreich und auch sehr professionell, was ich als wichtig empfinde, dass man mit den Leuten einfach auch gut arbeiten kann. Aber das Allerwichtigste: Sie ist eben ein ganz, ganz lieber Mensch. Und insofern war ich sehr, sehr glücklich und erleichtert, als sie seinerzeit den Zuschlag bekommen hat für die Rolle. Bei mir hatte es sich schon angebahnt, dass ich es doch nochmal machen werde wahrscheinlich, und insofern war ich dann über meine neue Kollegin sehr glücklich. Seine Kollegen kann man sich ja nicht immer aussuchen und wenn es dann Kollegen sind, die man sehr mag, die man schätzt und mit denen man sehr gerne arbeitet, dann ist das ein großer Glücksfall.
MR: Bei den ‚Rudolfs’ hast Du ja auch schon einige durch, auf der Tour Oliver (Arno), in Wien waren es dann Anton (Zetterholm) und Lukas (Perman), nun ist es Thomas Hohler…
MS: Mit Thomas komme ich super zurecht, wir kannten uns vorher nicht, hatten noch nicht zusammen gearbeitet, ich hatte über ihn aber sehr viel Gutes gehört. Jetzt kann ich das nur bestätigen und mich dem anschließen, also es ist wirklich schön, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Jetzt hast Du ja schon die zwei „Neuen“, die zwei einzigen Personen, mit denen ich etwas auf der Bühne zu tun habe, genannt (lacht).
MR: Eben, mit Maximilian (Mann) als ‚Franz-Joseph’ hast Du ja nicht so viel zu tun – ein bisschen in der Szene Untergang des Habsburger Reiches „das ist doch Ihr Albtraum…“
Allerdings sind da ja noch die vielen kleinen ‚Rudolfs’.
MS: Oh ja, das sind immer viele… gerade auf der Tour sind da ja einige Kleine. Gerade hier in München ist die Rolle des kleinen Rudolf sechsfach besetzt, habe ich gehört, wegen der längeren Spielzeit, die wir hier sind.
MR: Du hast in Deiner Münchner „Elisabeth“-Spielzeit viele Unterbrechungen in Deinem Spielplan wegen Deiner Konzertverpflichtungen und auch wegen „Artus – Excalibur“ in St. Gallen.
MS: Ich bin grad richtig gut eingespannt! In Shanghai habe ich so ziemlich alle Vorstellungen gespielt, ebenso in Essen. Jetzt hier in München hat es sich einfach so ergeben, dass ich, bevor ich „Elisabeth“ unterschrieben habe, eben schon die „4 Voices of Musical“ Tour zugesagt hatte, das sind sieben Konzerte im April, bzw. eins hatten wir schon im März, und jetzt dann noch sechs im April
MR: … davon eins hier im Deutschen Theater München …
MS: Genau, am 27. März
MR: April!
MS: Oh ja, natürlich April, März wär jetzt ein bisschen knapp (lacht). Und dann im Mai noch das neue „Milestones Project“ mit den anderen drei Jungs zusammen (Anm. der Redaktion: Jan Ammann, Andreas Bieber und Volkan Baydar). Auch da freue ich mich drauf. Das war eben auch schon alles zugesagt. Und ich bin sehr froh, dass das jetzt alles zusammen klappt.
MR: Wer sind Deine Cover als ‚Tod’?
MS: Christoph Apfelbeck und Martin Markert.
MR: Ah, Christoph Apfelbeck war bei „Rebecca“ seinerzeit und Martin Markert war schon bei der letzten Elisabeth-Tournee dabei…
MS: Richtig, Martin war schon dabei und war damals Zweitbesetzung ‚Rudolf’, und jetzt ist er Zweitbesetzung ‚Tod’, er kennt die Show also schon in- und auswendig. Ich denke, die beiden freuen sich, dass sie jetzt vor allem hier in München richtig zum Einsatz kommen, hauptsächlich an den Wochenenden. Das sind ja dann oftmals die Shows, die sehr gut besucht sind, wobei ich glaube, da müssen wir uns in München eh keine Gedanken machen, ich glaube, alle Shows sind schon gut gebucht.
MR: Ich wünsche es Euch, dass es ein großer Erfolg wird.
MS: Vielen Dank!
MR: Jetzt mal eine Frage aus einer ganz anderen Richtung. Durch Deine Nähe zur Charakterisierung des Todes: hat sich dadurch Dein privater Blickwinkel in Bezug auf die eigene Endlichkeit geändert, oder ist es wirklich nur hier auf der einen Seite Profession, auf der anderen Seite Privat?
MS: Schwierig. Also grundsätzlich würde ich wohl schon sagen, eigentlich ja. Ich mag die Rolle sehr, sehr gerne, ich finde die Geschichte toll. Es macht alles Spaß, es ist eine sehr dankbare Rolle, sonst wäre ich auch nicht schon so lange dabei geblieben. Ich habe schon wirklich enorm viel Spaß an „Elisabeth“ und an der Rolle ‚Tod’.
Privat muss ich ganz ehrlich sagen, sind das schwere Themen, die ich für mich noch gar nicht geklärt habe, da hab ich noch nicht so meinen Glauben gefunden – in Bezug auf die Frage, was kommt nach dem Leben. Da hab ich mit meinen 35 Jahren für mich noch keine Antwort gefunden, es wird mir auch niemand eine Antwort geben können. Viele Leute haben für sich bereits eine Antwort gefunden, für mich ist es noch auf meiner Liste drauf, weiß ich nicht, da habe ich mit meinen 35 Jahren hoffentlich noch länger Zeit, darüber nachzudenken.
MR: Die Rolle löst also keine spezielle Schwermut aus?
MS: Nee, ich glaube, so leicht geht’s dann doch nicht. Denn dazu weiß man halt einfach doch schon, dass, wenn ich es mal ganz salopp sagen darf, es im Theater Ketchup ist und kein Blut. Man weiß halt im Endeffekt doch immer noch, dass es Theater ist (lacht).
MR: Man hört von einigen Darstellern, wie beispielsweise von Pia Douwes, welche die Ur-Elisabeth verkörpert hat, dass sie nach einiger Zeit sehr ausgebrannt war, die Distanz zur Rolle nicht mehr richtig fand und unbedingt Abstand von der Rolle gebraucht hat.
MS: Das ist bei Rollen, wie jetzt bei „Elisabeth“, viel leichter, psychisch da reinzukippen, ganz klar. Ich weiß das aus meiner eigenen Erfahrung, dass man von der Show, die man jeden Abend spielt, immer ein bisschen was davon mit nach Hause nimmt. Und bei einer Show wie „Elisabeth“, bei der man auch sehr viel Tragik auf der Bühne spielen muss, kann da schon, bei aller Professionalität, etwas an einem klebenbleiben. Die Gefahr laufe ich jetzt als ‚Tod’ nicht: Ich löse zwar heftige Emotionen aus, aber ich als ‚Tod’ hab jetzt selbst nicht so die großen Emotionen, insofern ist die Gefahr da nicht so groß.
Grundsätzlich kann es aber auch ins Gegenteil gehen: Als ich den Ranger in „Der Schuh des Manitou“ gespielt habe, bin ich irgendwie beschwingter nach Hause gegangen, obwohl die Show sehr anstrengend war, Comedy ist vom Timing her eine sehr, sehr anstrengende Sache mit hohem Tempo. Ist ganz lustig. Und wie gesagt, ein bisschen was bleibt immer von der jeweiligen Show an einem kleben.
MR: Wie lange brauchst Du, um nach der täglichen Show „runterzukommen“?
MS: Das geht dann doch relativ schnell, ich bin sowieso einer von denen in unserem Job, der relativ früh schlafen geht und ein Frühaufsteher ist – für unsere Verhältnisse. Also ich brauche da eigentlich gar nicht wirklich lang, nach der Vorstellung geh ich duschen, geh nach Hause, esse vielleicht noch was Kleines, schau Nachrichten, Talkshow oder was in der Richtung. Es würde auch gar nicht gehen, wenn ich jetzt zu lange aufbliebe. Wenn man Konzerte macht, bei denen der Adrenalinspiegel wirklich hoch ist, dann braucht man eine gewisse Zeit, um da wieder runterzukommen. Aber bei 5, 6, 7 Shows die Woche ist es anders nicht möglich, als relativ schnell abzuschalten.
MR: Also hilft persönliche Struktur in diesem Fall sehr?
MS: Ja, mir hilft das. Es hat auch jeder seinen eigenen Weg, damit umzugehen.
MR: Bist Du für das neue „Milestones Project“ schon fleissig am Lernen, das ist ja ein höchst umfangreiches Programm?
MS: Oh ja, sehr! Ich musste mir das früh genug einteilen, weil ich jetzt im April ja richtig eingespannt sein werde mit den „4 Voices of Musical“-Konzerten.
MR: Habt Ihr bei den „4 Voices“ dasselbe Programm wie im Vorjahr?
MS: Stimmt, bei den „4 Voices“ ist es das gleiche Programm. Für die „Milestones“ ist wahnsinnig viel zu lernen. Heute auf der Zugfahrt von Frankfurt hier runter nach München ..
MR: Ähem – HEUTE??
MS: Ja, ich bin eben erst angekommen. Nach Essen hab ich Zwischenstopp in Frankfurt bei meinen Eltern gemacht und bin heute morgen losgefahren. Drei Stunden im Zug gesessen und nur Texte gelernt. Die Musik ist nicht kompliziert bei den „Milestones“, das sind Pophits, die kennt jeder. Nur – man muss trotzdem wissen, wann singt man, was singt man und wer singt dann was.
MR: Wer übernimmt welchen Part in welchen Harmonien.
MS: Genau – einfach mitsingen kann man alles, da man die Melodien kennt … aber wie gesagt, wer-wann-was. Das ist ein bisschen tricky, da werde ich noch einiges an Zeit investieren müssen. Aber ich weiß aus Erfahrung, von der Zeit mit den Musical Tenors, dass, wenn man dann später auf der Bühne steht, sowas tierisch viel Spaß macht! Ich sag jetzt einfach mal so, man könnte sein Geld leichter verdienen, das ist ganz klar. Mit den sieben Konzerten holt man den zeitlichen Aufwand nicht mehr rein. Aber ich weiß, es macht einfach Spaß.
Natürlich kann ich mich auf die Bühne stellen bei irgendeiner Gala und den „Letzten Tanz“ singen, das mach ich ja ohnehin jeden Abend. Daher freue ich mich immer wieder, solche Projekte zu machen und mit Sound of Music gibt es ja eine langjährige und professionelle Zusammenarbeit und darauf freue ich mich sehr.
MR: Nun, diese Konzertprojekte generieren ja dann wieder neue Fans, was sich wiederum dann auch auf die En Suite Musical-Engagements auswirkt, oder?
MS: Aber ja, damit erreicht man viele Menschen. Der zeitliche Aufwand für neue Konzertformate ist immer sehr hoch. Ich finde es aber neben einem Long-Run immer sehr schön, sofern es in einen Vertrag reinzuverhandeln ist, dass man parallel auch andere Sachen macht. Ich stelle oft fest, dass bei einer Unterbrechung für einen Tag, mal wo hinzufahren, dort ein Konzert zu singen und dann zurückzukommen, man zwar vielleicht etwas ermüdet ist, es aber eben durch die eingebrachte Kreativität manchmal mehr erfrischt, als wenn man jetzt nur zuhause auf der Couch gesessen hätte.
MR: Das ist doch ein schönes Schlusswort. Herzlichen Dank für die Zeit, lieber Mark, und für die morgige München-Premiere von „Elisabeth“ toi toi toi.
Mark Seibert ist in München noch bis zum 7. Juni 2015 in der Produktion „Elisabeth“ im Deutschen Theater zu sehen, weitere Infos und Tickets gibt es hier:
http://www.deutsches-theater.de/programm/elisabeth.html
Im Konzertformat „4 Voices of Musical“ singt Mark Seibert mit seinen Kollegen Maya Hakvoort, Missy May und Lukas Perman an sechs Abenden im April in Österreich, das einzige Konzert in Deutschland gibt es am 27. April im Münchner Deutschen Theater. Infos zur Tour gibt es hier:
https://www.facebook.com/voicesofmusical
Die neue Konzertreihe „The Milestones Project“ mit Mark Seibert hat am 2. Mai in Oberhausen Premiere und spielt dann im Mai sechs weitere Konzerte in 2x Filderstadt, 2x Wien, Berlin und nochmals Oberhausen.
Infos zur Tour gibt es hier:
http://www.soundofmusic-shop.de/
Weitere Infos zu Mark Seibert auf seiner Homepage unter
http://www.mark-seibert.com/
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(Silvia E. Loske, März 2015)