Uraufführung am 16.11.2013 im Staatstheater Darmstadt in Kooperation mit dem Stadttheater Brno (Brünn)
„Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag. (Charlie Chaplin)“
„Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“, basierend auf dem erfolgreichen Jugendroman von James Krüss, war 1979 die Weihnachtsserie im ZDF und wurde dabei schnell zum Straßenfeger. Auch heute noch ist die Serie in den Köpfen der Generation, die damals gebannt vor dem Fernseher saß, präsent.
Der bekannte Titel des Stücks, gepaart mit dem prominenten Autorenteam, sorgte schon lange vor der Uraufführung des Musicals für Aufsehen.
Zusammen mit Michael Herberger hat Xavier Naidoo die Musik komponiert.
Die Liedtexte stammen ebenfalls aus seiner und der Feder der Kollegen der deutschen Musikgruppe „Söhne Mannheims“. Das Buch erstellte Fantasy-, Horror– und Science-Fiction-Autor Markus Heitz.
Handlung
Der Teenager Timm Thaler hat ein erfrischendes Lachen. Genau so ein Lachen fehlt dem reichsten Mann der Welt, Baron Lefuet, der als menschliche Gestalt des Dämon Astaroth daherkommt.
Der Baron verleitet Timm zu einem Handel, Timms Lachen gegen die Fähigkeit, jede Wette zu gewinnen. Von nun an gewinnt Timm jede Wette und kann mit gewonnenen Geldern die Rechnungen seiner Stiefmutter bezahlen, dem verstorbenen Vater einen Grabstein aus Marmor setzen, und vieles mehr.
In der Schule und bei seinen Freunden wird Timm jedoch zum Außenseiter und begreift schnell, wie wichtig die Fähigkeit zu lachen ist. Timm macht sich deshalb auf die Suche nach Lefuet. Timms Freundin Marie trifft auf Alexander, den einstigen Geschäftspartner des Barons, und verbündet sich mit ihm auf der Suche nach Timm. Beide vermuten Timm unterwegs zum Hotel des Barons. Sie treffen Timm am Bahnhof, dabei wettet dieser der reichste Mann der Welt zu werden. Natürlich gewinnt er auch diese Wette.
Timm lernt nun all die Dinge, die er als reichster Mann der Welt können muss und begreift dabei die Mechanismen der Wirtschaft. Er spielt den Folgsamen, dabei gelingt es ihm, den Bann von Lilith zu lösen und ihre Seele zu befreien. Aus Lilith wird wieder Saskia, die ehemalige Freundin von Alexander. Dieser bringt Timm auf einige besondere Wettideen. Timm wettet, dass er sein Lachen wieder bekommt, indem der Baron sein Lachen verliert. Dies ist die letzte Wette, die er gemäß Abmachung gewinnt, der Bann ist gebrochen.
Die Handlung ist in die Gegenwart transportiert. So liegt das Hotel Mesopotamien in Mannheim, Internet, Smartphones, Soziale Netzwerke, sogar eine Anspielung auf Harry Potter sind eingebaut.
Bühnenbild
Das Bühnenbild erinnert an „Fischertechnik“. Wie dieses Konstruktions–Baukastensystem besteht es aus Grundbausteinen, die mit einer Vielzahl von Elementen variabel ergänzt werden. Monitore werden geschickt eingesetzt, z. B. als Glückspielautomaten im Szenenbild des Spielcasinos „Schwarze Nelke“ oder als Anzeigen auf dem Bahnhof.
Musik
Die Melodien bedienen sich in erster Linie bei schnellem Pop, Hiphop, auch Reggae klingt an. Viele Lieder werden nur relativ kurz angespielt und enden abrupt. Auf Anhieb bleibt keiner der Titel im Ohr hängen, jedoch sind bei den Duetten einige schöne Melodien dabei. Da weder im Programmheft noch im Pressematerial eine Songfolge zu finden ist, kann auf einzelne Titel hier nicht eingegangen werden. Songtexte und Dialoge sind oftmals schwierig zu verstehen, wirken teils sperrig, abgehackt und künstlich zusammengereimt.
Licht und Ton
Das Lichtdesign ist stimmig und insbesondere bei den dunklen Stellen wie z. B. der Friedhofsszene ist die Ausleuchtung noch so gut, dass man die Szene erkennen kann. Hier ist offensichtlich ein Könner seines Fachs am Werk.
Die Soundaussteuerung dagegen ist an vielen Stellen einfach zu laut, was zur Folge hat, dass die Darsteller nicht zu verstehen sind.
Darsteller
Der am Konservatorium Wien ausgebildete Timo Verse (26) meistert bravourös die Herausforderung, den 15-jährigen Timm zu verkörpern. Er bewegt sich sicher mit der Körpersprache und Gestik eines Teenagers.
Das „verkaufte Lachen“ nimmt man ihm problemlos ab, da er überzeugend seine Mimik in diesen Szenen reduziert. Seine Texte wirken oftmals überzeichnet und klingen leider nicht wie aus dem Mund eines Schülers.
Der erfahrene Darsteller Franz Nagler kommt als Baron Lefuet an das Staatstheater Darmstadt zurück. Sein Rollencharakter ist sehr auf „Dämon“ gebürstet, das nimmt der Figur die Spannung und die Phantasie bleibt dabei auf der Strecke.
Die Sopranistin Elisabeth Sikora bringt neben ihrem gesanglichen Talent ihre schauspielerischen und tänzerischen Fähigkeiten perfekt in der Rolle der Lilith/Saskia ein. Die Zerrissenheit zwischen Lilith und Saskia ist ein Höhepunkt der Aufführung.
Die Rolle von Alexander di Capri ermöglicht ihm leider nicht, sein Können auszuspielen. Erst langsam zu Beginn des zweiten Aktes wird klar, in welchem Kontext die Figur des Alexander im Stück steht. Gesanglich liefert Alexander di Capri eine überzeugende Leistung.
Timms Eltern werden dargestellt von Bettina Meske und Karl Grunewald, die Rollenprofile sind eher schablonenhaft angelegt und bieten den Darstellern leider kaum eine Chance zu zeigen, was in ihnen steckt.
Ob das Musical ganze Familie ansprechen wird, bleibt abzuwarten. Insgesamt ist es sicherlich ein Stück für jüngere Generationen. Viele ältere Abonnenten konnten mit der rasanten, ja teils hektisch wirkenden Inszenierung nichts anfangen und verließen bei der Premiere bereits zur Pause das Theater. Kontroverse Meinungen zum Stück des generationenübergreifenden Publikums waren im Anschluss an die Premiere zu vernehmen, wobei erwartungsgemäß die jüngeren Zuschauer sich sehr begeistert zeigten.
Staatstheater Darmstadt, Karten-Telefon 06151-2811, weitere Informationen unter www.staatstheater-darmstadt.de
(pk), November 2013
Buch | Markus Heitz |
Liedtexte | Xavier Naidoo und Markus Heitz |
Musik | Xavier Naidoo und Michael Herberger |
Musikalische Leitung | Johannes Zimmermann |
Inszenierung | Stanislav Moša, |
Choreographie | Aneta Majarová |
Bühne und Kostüme | Christoph Weyers |
Choreinstudierung | Markus Baisch |
Darsteller: | |
Timm Thaler | Timo Verse |
Der Baron | Franz Nagler |
Felix Thaler, Timms Vater | Karl Grunewald |
Karin Thaler, Timms Stiefmutter | Bettina Meske |
Marie, Timms Schulfreundin | Michèle Fichtner |
Alexander | Alexander di Capri |
Lilith/Saskia | Elisabeth Sikora |
Sowie: Malte Godglück, Werner Volker Meyer, Christina Bockschweiger, Anja Bildstein, Florence Bonnefont, Martina Buchholz, Christopher Ryan, Bruce Miller, Hyeon Kyoo Lee, Rotislava Belnikolova-Shismanova, Klaus Riedelsheimer, Juri Lavrentiev, Hyun-Seo Ki, Jihun Na, Gundula Schulte, Karin Skala, Geoffrey Browne, Alin Codreanu-Ariesanu, Nina Radvan, Gabriela Fliegel, Bo-Chul Chang, Radoslav Damianov. | |
Es spielt das Staatsorchester Darmstadt unter der Leitung von Johannes Zimmermann |