HOLLYWOOD NIGHTS – Die größten Filmhits

 

IMG_0048

Filharmonie Filderstadt, 29. September 2013

Mitreißendes Popkonzert mit Ohrwurm-Garantie

Musicalstars singen Filmhits – das hört sich nach Spaß, guter Laune, Mitwippen und großen Balladen an. Und genau so ist es auch – das Auftaktkonzert dieses neuen, von den Profis von Sound of Music Concerts konzipierten Formats fand am 29. September 2013 vor einem restlos begeisterten Publikum in der Filharmonie Filderstadt statt.

Viele Filme, an die man sich erinnert, sind ohne die sofort im Unterbewusstsein hochploppenden Melodien gar nicht vorstellbar. Eng verknüpft sind diese beiden Ebenen von Gehör und Auge. So ist zum Beispiel der Blockbuster „Titanic“ ohne die dazugehörige Ballade My Heart will go on gar nicht vorstellbar, obwohl interessanterweise dieser Welthit im Film gar nicht interpretiert, sondern nur teilweise instrumental angespielt wurde. „Dirty Dancing“ ohne The Time of my Life? Völlig undenkbar…  ebenso wie „Rocky“ ohne Eye of the Tiger, „Robin Hood“ ohne Everything I do oder „Die Reifeprüfung“ ohne Mrs. Robinson. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.

Im Umkehrfall ist es jedoch auch interessant, dass wir viele Pophits aus den Charts kennen, ohne auf Anhieb zuordnen zu können, aus welchem Film sie stammen bzw. oftmals überhaupt nicht wissen, dass der Hit in einem Kinofilm vorkam. So ging es mir beispielsweise bei Don’t you forget about me von den Simple Minds, ich hatte keine Ahnung, dass dieser Smash-Hit im Film „Breakfast Club“ vorkommt …  ebenso verbinden nur wirkliche Insider den Art Garfunkel Welthit Bright Eyes mit einem der ersten Animationsfilme aus dem Jahr 1978, dem ferab jeglichen Disney-Kitsches produzierten, wunderschön-traurigen Zeichentrickfilms „Watership Down – Unten am Fluss“, der das gefahrvolle Leben einer Wildkaninchenkolonie zum Inhalt hat.

Ebensowenig dürfte den meisten bekannt sein, dass der Nik Kershaw Hit Wouldn’t it be good im Film „Gotcha!“ seinen Ursprung hatte. Also ist die Idee, ein Konzert ausschließlich mit den bekannten Songs aus Filmen zu spielen, eine überaus spannende. Unabhängig davon hat man dabei die Gelegenheit, back in time in Liedern zu schwelgen, die einen in bestimmten Abschnitten des Lebens begleitet haben und ein unverzichtbarer Teil davon geworden sind, auch hier tritt sofort wieder das Unterbewusstsein auf den Plan, faszinierend!

Sound of Music Concerts vereint für diese Konzertreihe vier stimmgewaltige Musicalstars, nämlich Maya Hakvoort („Elisabeth“, „Rebecca“), Alexander Klaws („Tanz der Vampire“, „Tarzan“), Andreas Bieber („Joseph…“, „Tabaluga & Lilly“) und Mark Seibert („Wicked“, „We will rock you“, „Elisabeth“ und aktuell „Jesus Christ Superstar). Weibliche Verstärkung als Special Guest bekommen die Protagonisten von der sympathischen Nachwuchskünstlerin Annika Firley.

Die bewährten SoM Musiker Marina Komissartchik am Piano, Mathias Plewka an den Drums, Hannes Kühn an den Gitarren und Rolf-Dieter Mayer am Bass werden diesmal höchst effektiv von Mario Stork, dem musikalischen Leiter und Arrangeur höchstpersönlich, am Keyboard begleitet. Ein toller, satter, groovender Sound ist das Ergebnis davon, ein Genuss!

Ein weiterer Glückgriff gelingt damit, dass sich alle fünf Sänger(innen) gegenseitig als Background-Vocals unterstützen, dies ist nicht nur sehr reizvoll, sondern bringt sehr authentische Melodiebögen hervor und sorgt überdies dafür, dass das wohlbekannte Motto „einer für alle und alle für einen“ optimal umgesetzt wird.

Der Konzertabend beginnt mit dem bombastischen Instrumental-Opener des berühmten MGM Titelthemas und lässt einen sofort kopfüber eintauchen in die Welt des Films. Mit einem Knaller geht es gleich weiter – alle Sänger(innen) entern die Bühne und sorgen mit Don’t you forget about me dafür, dass der berühmte Funke überspringt und alle im Publikum begeistert mitgehen, Füsse wippen, Finger schnippen, Hüften bearbeiten die Stuhlsitzflächen. So muss es sein!

Mit gefühlvollen Balladen geht es weiter, ein erstes Highlight ist dabei die Duett-Interpretation von Mrs. Robinson – im Film unvergessen Dustin Hoffman als verklemmter, von der reifen Mrs. Robinson in die Kunst der Horizontalakrobatik eingeführte High School Absolvent Ben. Alexander Klaws und Mark Seibert performen diese Nummer (also das Lied…) lässig auf Barhockern sitzend, fingerschnippend – dub-du-du-du-dub-du – Klasse!

Dann taucht Andreas Bieber im wahrsten Sinne des Wortes unter und räumt mit einer Uptempo-Nummer so richtig ab: Als Krabbe Sebastian aus dem Disney-Film „Arielle, die Meerjungfrau“ wirbelt er, Wellenbewegungen imitierend, im Calypso-Reggae Sound Under the Sea unnachahmlich über die Bühne.

Berührend wird es mit den Lyrics des nachfolgenden Titels, Das Farbenspiel des Winds. Maya Hakvoort gemahnt als Pocahontas (okay, die Zöpfchenfrisur hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen…) an den Respekt vor der Natur.

Aus erfolgreichen Musicals bzw. Musicalfilmen stammen die Balladen Beauty and the Beast und Someday (Der Glöckner von Notre-Dame), welches von dem Duo Alexander Klaws und Mark Seibert gesungen wird.

Temperamentvoller wird’s dann gleich wieder mit What a Feeling mit Annika Firley und St. Elmo’s Fire mit Mark Seibert – der sich im Anschluss an das Konzert glücklich darüber äußerte, dass er bei der Liedauswahl für das Konzert auch mit Uptempo-Nummern bedacht wurde und nicht „nur“ immer Balladen zu schmettern habe.

Wouldn’t it be good in der Interpretation von Andreas Bieber zündet auch sofort bis es schon zum Ende des ersten Teils geht – huch, das ging ja mal wieder schnell (ist ja bei schönen Erlebnissen immer so, dass die Zeit nur so rast).

Alexander Klaws eröffnet den zweiten Teil mit dem Kracher Eye of the Tiger aus „Rocky“ – sehr gut! Die „Dirty Dancing“ Hymne The Time of my Life setzen Maya Hakvoort und Mark Seibert äußerst schwungvoll um – köstlich, wie Maya Hakvoort an der bewussten Stelle Anlauf nimmt und Mark Seibert die Arme ausstreckt „komm, Baby“ – die berühmte Hebefigur – doch die beiden Akteure belassen es dann doch lieber nur beim Ansatz :-))

Mit zwei Hits von Madonna geht es weiter – Live to tell ist eine ganz introvertierte Nummer, die bei Andreas Bieber in den besten Händen ist. Into the Groove stammt aus „Deperately seeking Susan“, einem Sensationserfolg aus den Achtzigern. Und Annika Firley groovt so richtig ab, in den Backings von Andreas Bieber unterstützt – wow, das geht richtig in die Beine, da bedauert man es direkt, dass die Filharmonie bestuhlt ist…

Das nächste Highlight folgt unmittelbar danach, man ist ja grad ohnehin total in Partystimmung, da passt Footloose aus dem gleichnamigen Film ja prächtig – und Mark Seibert weiß genau, was er zu tun hat. Da es sich hier ja um eine seriöse Berichterstattung handelt, werde ich nicht explizit auf sein Outfit eingehen. Dazu verweise ich auf die beigefügte Fotogalerie. Jedenfalls ging durch die – hauptsächlich weiblichen Zuschauerreihen – ein entzückter Aufseufzer, als der attraktive Sänger zu seinem Song die Bühne betrat :-)).

Man kommt kaum zum Luftholen, folgt doch bereits der nächste tolle Hit – Andreas Bieber fliegt auf Fuchurs Rücken durch die Luft, ruft nach Atréju und performt ein ganz zauberhaftes Never Ending Story.

Drei zu Herzen gehende Balladen folgen, danach wird’s mit Can’t fight the Moonlight wieder lebendiger im Saal mit den beiden Ladies Maya & Annika, sie rocken diesen tollen Titel äußerst gekonnt. Auch ohne laszives Stangen-Geräkel treffen die Ladies mit dem Song genau auf den Punkt.

Mit Sie sieht mich nicht aus „Asterix gegen Cäsar“ setzt Andreas Bieber – nach meinem subjektiven Dafürhalten – den absoluten Höhepunkt dieses wundervollen Programms. Rührte diese wunderschöne Ballade mit den klugen Lyrics schon in der ursprünglichen Originalfassung von Xavier Naidoo zu Tränen, so steht dem die Interpretation von Andreas Bieber in keiner Weise nach. Taschentuchalarm in der Filharmonie.

Maya Hakvoort punktet im Anschluss mit dem Bond-Titel Skyfall, bevor die Cast noch einmal die Titanic untergehen lässt – Riesenjubel zum Ende des Konzerts.

Drei Zugaben erfreuen das Publikum, wovon You light up my Life ein würdiger und anrührender Abschluss ist.

Dies also das absolut stimmige, groovende, rockige und berührende Programm – einfach perfekt! Bitte mehr davon.

Maya Hakvoort zeigt ihr souveränes Können und Temperament, stimmlich ist sie mit ihrem Mezzosopran sehr wandlungsfähig, am gelungensten geschieht dies bei Wind beneath my Wings, Skyfall und in den beiden Duetten mit Mark Seibert Up were we belong und The Time of my Life. Ihre Moderationen hingegen sind noch optimierungsfähig, laufen manchmal etwas ins Leere.

Alexander Klaws tut sich etwas schwer, zu den beiden männlichen Kollegen aufzuschließen. Ganz vorzüglich setzt er The Eye of the Tiger und When you say nothing at all um, ebenso Mrs. Robinson im Duett mit Mark Seibert, das war wirklich großartig. Hingegen bei Against All Odds, einer zugegebenermaßen nicht leicht zu singenden Ballade, fehlt die Emotion dieses Titels und ein paar schräge Töne sind auch dabei.

Mark Seibert ist ein fester Fixpunkt am Musicalhimmel und entsprechend sicher präsentiert er ebenso Pop- und Rocksongs. Wobei er im zweiten Teil des Konzerts noch einen Gang zulegte. St. Elmo’s Fire, Footloose und Everything I do sowie die bereits erwähnten Duette mit Kolleginnen und Kollegen sind ganz hervorragend. Weniger geeignet erscheint How deep is your Love für seinen Stimmumfang. An dieser Bee Gees Falsettnummer sind schon mehrere Sänger gescheitert, ist ja auch nicht so ohne.

Andreas Bieber – tja. Einfach nur grandios. Wenn er die Bühne betritt, geht die Sonne auf. Es scheint, als ob es nichts gäbe, das er nicht wunderbar singen könnte, egal ob Ballade oder Uptempo. Stellvertretend seien nur Sie sieht mich nicht (!) und Under the Sea aufgeführt. Dass er darüber hinaus noch ein unglaubliches Bewegungstalent ist, kommt noch „erschwerend“ hinzu.

Annika Firley schließlich bezaubert durch ihre Jugend und Frische. Am besten ihr Into the Groove, da geht so richtig die Post ab. Bei Balladen hat sie in den hohen Lagen öfters noch Probleme, das geht dann leicht ins Schrille, aber sie steht ja auch noch am Anfang ihrer Karriere, das bekommt sie sicher noch in den Griff.

Fazit:
Das Publikum in der Filharmonie war restlos begeistert. Glücklich den jeweiligen Lieblingstitel vor sich hinsummend traten die Zuschauer beschwingt den Heimweg an. Wer einmal wieder in poppigen Erinnerungen schwelgen und seine Musicallieblinge mit ganz anderen Songs erleben möchte, der sollte sich tunlichst um Tickets für die noch ausstehenden Konzerte bemühen. Prädikat absolut empfehlenswert!

Als weitere Termine der tollen Konzertreihe für 2014 sind angesetzt:
19. Januar 2014 im Grillo Theater, Essen und
20. Januar 2014 im Theater Akzent, Wien

Tickets bei www.soundofmusic.de und beim Theater Akzent in Wien.

(Silvia E. Loske, Oktober 2013)

Hier geht’s zur Fotogalerie

Fotocredits: Stephan Drewianka und Musical Reviews

Teil I Interpret(in)
MGM Titelthema, instrumental Band
Don’t you forget about me Maya Hakvoort, Annika Firley, Andreas Bieber, Alexander Klaws, Mark Seibert
The Way we were Maya Hakvoort
Mrs. Robinson Alexander Klaws & Mark Seibert
Bright Eyes Andreas Bieber
How deep is your Love Mark Seibert
Hopelessly devoted to you Annika Firley
Under the Sea Andreas Bieber
Das Farbenspiels des Winds Maya Hakvoort
A whole new World Alexander Klaws & Annika Firley
Beauty and the Beast Maya Hakvoort & Andreas Bieber
Someday Alexander Klaws & Mark Seibert
What a Feeling Annika Firley
St. Elmo’s Fire Mark Seibert
Wouldn’t it be good Andreas Bieber
Agaist all Odds Alexander Klaws
Up were we belong Maya Hakvoort & Mark Seibert
Fame Alle
Teil II  
Eye of the Tiger Alexander Klaws
The Time of my Life Maya Hakvoort & Mark Seibert
Live to tell Andreas Bieber
Into the Groove Annika Firley & Andreas Bieber
Footloose Mark Seibert
Never Ending Story Andreas Bieber
Wind beneath my Wings Maya Hakvoort
When you say nothing at all Alexander Klaws
Everything I do Mark Seibert
Cant’t fight the Moonlight Annika Firley & Maya Hakvoort
Sie sieht mich nicht Andreas Bieber
Skyfall Maya Hakvoort
My Heart will go on Alle
Zugaben  
Let me be your Star Annika Firley & Maya Hakvoort
Don’t you forget about me Alle
You light up my Life Alle