JAN AMMANN – MUSICAL! Filderstadt 17.8.2013

 

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Sommerkonzerte, Filharmonie Filderstadt, 17. August 2013

Ja, genau darauf haben viele Musicalfans, darunter selbstverständlich die ständig wachsende Anhängerschaft von Jan Ammann, gewartet: Ein Konzert, ach was, eine Konzertreihe – „Sommerkonzerte“ genannt – ausschließlich mit den Höhepunkten der beliebtesten Musicals bestückt, natürlich zählen zu diesen auch die höchst erfolgreichen bisherigen Stationen mit Hauptrollen des stimmgewaltigen und sympathischen Baritons, der längst schon in der ersten Liga der deutschsprachigen Musicalstars angekommen ist und sich dort etabliert hat.

Der kreative Kopf von Sound of Music Concerts, Andreas Luketa, in Personalunion sowohl der Konzertveranstalter als auch der Manager von Jan Ammann, hat wieder einmal den richtigen Riecher bewiesen und sicherlich auch den vielen Wünschen der Fans mit diesem Konzertformat Rechnung getragen. Wie sich in den glücklich-gelösten Gesichtern der Beteiligten beim Schlussapplaus für jeden deutlich zeigte, ging das Konzept des phänomenalen Auftaktkonzerts optimal auf; die Programmfolge mit geschickt zwischen den großen Musicalblöcken im ersten Teil eingebauten kleinen „Perlen“, die mehr als aufhorchen ließen, hätte nicht besser sein können. Und die gigantischen Stimmen der Sänger/innen, allen voran die des Hauptprotagonisten, ließen die Konzertbesucher von einem emotionalen Hochgefühl ins nächste taumeln.

An seine Seite holte sich der Musicalstar liebe Gäste, nämlich Lucy Scherer, Kristin Hölck und Sascha Kurth. Der perfekte musikalische Klangteppich (Arrangements: Mario Stork), mit dem die Sänger/innen zu einer wunderbaren Einheit verschmolzen, wurde ausgelegt von den bestens bewährten Vollblutmusikern Marina Komissartchik am Piano, Emilio Percan an der Violine, Matthias Plewka an den Drums, Christian Niehues an Baßgitarre und Kontrabass und Hannes Kühn an den Gitarren. Jeder Einzelne ein exzellenter Musiker, zusammen eine umwerfend grandiose Band.

Als Opener wurden zwei Zeilen aus Sänger sein angestimmt, die jedoch völlig im Willkommensjubel, als Jan Ammann auf der Bühne erschien, untergingen. Nicht weiter schlimm, denn am Ende kam man bei der Zugabe in den Genuss der kompletten, bereits fast als Erkennungszeichen des Sängers geltenden Version des „Textmonsters“, das diesmal, sofern ich meinen Ohren trauen durfte, völlig fehlerfrei dargeboten wurde.

Doch zurück zum Anfang. Nach einer charmanten Moderation, während der sich Jan Ammann sichtlich freut, dass „die Hütte so voll ist“, tauchen wir ein in den „Jekyll & Hyde“-Block. Diese in der Musicalbranche als eine der anspruchsvollsten Partien geltende männliche Doppel-Hauptrolle verkörperte Jan Ammann 2008 in Bad Hersfeld. Frank Wildhorns Bombast-Balladen reissen einen mit, vor allem, wenn sie so dermaßen stimmgewaltig intoniert werden, wie dies der Künstler mit Leidenschaft lebt. Mit Ich muss erfahrn und der vom Interpreten selbst humorvoll als „Schraube“ bezeichneten Arie Dies ist die Stunde geht es gleich mitten in die Vollen. Gern, nur zu gern, hätte ich noch das zarte Fern und verloren gehört, aber das ist lediglich Lamentieren auf höchstem Niveau… Mit Kristin Hölck und Jan Ammann dürfen wir das Liebesduett Nimm mich, wie ich bin (Dr. Jekyll mit seiner Verlobten Lisa) genießen, bevor Kristin Hölck dann als auf ein besseres Leben hoffende, aber ihrem Schicksal bereits geweihte Lucy ihr erstes Solo-Ausrufezeichen mit Mein Leben setzt.

Es geht weiter mit einigen der bereits angedeuteten Perlen, selten gehörtes Liedgut, wie das Country-Duett River in the Rain, ganz hervorragend gesungen von Sascha Kurth und Jan Ammann. Das anrührende Ein Stückchen Land aus „The Secret Garden“ wurde endlich wieder einmal von Jan Ammann performt, erstmalig stellte er den Song 2011 als Gast beim Konzert von Christian Alexander Müller vor.

Zwei Titel aus „Ghost“ machen die Anhänger dieses Musicals glücklich, das es noch nicht auf deutschsprachige Bühnen geschafft hat. Bei Here Right Now kommt erstmals Lucy Scherer als „Molly“ ins Rampenlicht, um mit ihrem „Sam“ als verliebtes Paar, das sich gerade die erste eigene Wohnung einrichtet, herumzutollen; Lucy Scherer ist ganz bezaubernd in solchen Charakteren, sie sprüht regelrecht Funken!

Und dann kommt der herbeigesehnte, sehr ausführliche „Rebecca“-Block mit sieben Titeln. Wehmütig wird sowohl Jan Ammann als auch den meisten der Zuschauer wieder einmal bewusst, dass die Laufzeit dieses Musicals im Stuttgarter Palladium Theater viel zu kurz war. Die Special Guests füllen ihre Rollen perfekt aus: Lucy Scherer als „Ich“ nimmt gefangen mit Zeit in einer Flasche, Kristin Hölck ist eine hammerstarke Mrs Danvers mit dem Gänsehaut-erzeugenden Titelsong Rebecca und Sascha Kurth liefert ein Kabinettstückchen ab als schmieriger Jack Favell – bravo! Habe ich noch jemanden vergessen? Ach ja, da ist ja noch der mit einem tonnenschweren, dunklen Geheimnis beladene Maxim de Winter. Zögerlich und noch ungläubig ob seiner aufkeimenden Gefühle für seine junge Frau erleben wir Zauberhaft natürlich, dann nimmt uns der Hausherr von Manderley mit auf seine Gefühlsachterbahn mit Gott warum und des grandiosen Kein Lächeln war je so kalt, das einem schlicht die Tränen in die Augen treibt aufgrund der trostlosen Verzweiflung, mit welcher der Künstler diesen Parforceritt unnachahmlich auf die Bretter der Filharmonie bringt. Begeisterte Standing Ovations nach Verklingen des letzten Tons sind die logische Folge dieser Leistung.

Der zweite Teil beginnt mit den Highlights des erfolgreichsten deutschsprachigen Musicals, „Elisabeth“, das ebenso wie „Rebecca“ aus der Feder des kongenialen Autorenteams Levay & Kunze stammt. Obwohl Jan Ammann in diesem Stück noch niemals gespielt hat, verbindet man dennoch einige der bekanntesten Titel mit ihm. Kein Kommen ohne Gehn gehört ebenso dazu wie die beiden Duette Wenn ich tanzen will (mit Kristin Hölck als stolzer Elisabeth) und Die Schatten werden länger mit Sascha Kurth als unglückseligem Kronprinzen Rudolf und Jan Ammann als unmissverständlich forderndem Tod. Kristin Hölck hat bereits die Elisabeth im Stück gespielt und bringt ein bombensicheres Ich gehör nur mir zu Gehör. Man ist immer wieder erstaunt, welch unglaublich kraftvolle Töne aus diesem zierlichen Persönchen herausströmen.

Höchst emotional geht es weiter mit zwei Titeln aus „Ludwig2“, eine der prägenden Rollen, die man für immer mit dem Namen Jan Ammann verbindet. Nach dem Sissi/Ludwig Duett In Palästen geboren kommt die Königs-Hymne schlechthin, Kalte Sterne. Und wieder erhebt sich nach dem letzten Ton einheitlich das Publikum, um dadurch zum Ausdruck zu bringen, wie sehr seine Interpretation dieser Arie zu Herzen geht – „stehe auf, reite heim, hoch zu Roß durch Dein Land“ – was gibt es dazu mehr zu sagen…

Bei vielen Musicalbegeisterten steht „Les Misérables“ in der Beliebtheitsskala unangefochten an Nummer Eins. Und auch bei den Darstellern nimmt dieses Stück einen ganz besonderen Platz ein, wie Jan Ammann einräumt. Umso mehr freuen wir uns, dass auch aus dieser Musical-Oper zwei der berührendsten Lieder Eingang ins Programm gefunden haben. Lucy Scherer rührt zu Tränen als heimlich und unglücklich in Marius verliebte Eponine – On my Own nimmt uns mit in ihr Innerstes, wenn sie daran leidet, dass ER sie wieder einmal übersehen hat.

Auf einem ganz anderen Trip befindet sich der verhärtete Inspektor Javert, für ihn gibt es nur schwarz oder weiß, er kennt keine Kompromisse. In seiner Arie Stern bringt er genau dies zum Ausdruck, er schwört, er werde nicht ruhen, bis sein Los – das von Jean Valjean – sich erfüllt. Mit Inbrunst bietet uns Jan Ammann diesen Titel dar und verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass er irgendwann einmal in diesem Stück spielen darf. Ich bin mir da ganz sicher, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird.

Und dann folgen die nur zu wohlbekannten und geliebten Akkorde der Ouvertüre zu „Tanz der Vampire“, die das Publikum in wohliger Vorfreude erschaudern lassen. Endlich einmal wieder gibt es die gräflichen Nummern Gott ist tot und Die Einladung zum Ball in voller Länge zu genießen, respektive zu inhalieren! Im neuen gräflichen Outfit, mit weißem Rüschenhemd und Frack angetan, nimmt uns der atemberaubende Graf Krolock mit auf eine Reise auf den Flügeln der Nacht – und alle folgen ihm nur zu bereitwillig! Alle? Nun, die Ausnahme bildet mal wieder Alfred (Sascha Kurth), der noch nicht kapiert hat, dass er gegen den hypnotischen Grafen nicht den Hauch einer Chance hat und seine Sarah (Lucy Scherer) längst willenlos krolockig ausgeliefert ist.

Naiv-neugierig erlebt Sarah die Totale Finsternis, während derer sie immer enger vom Grafen umgarnt wird bis zum finalen Biss – das Publikum juchzt, hach, hat er wieder zugeschlagen! Jetzt fehlt nur noch das i-Tüpfelchen auf der blutigen Sahnetorte und natürlich wird man nicht enttäuscht – denn ohne Die Unstillbare Gier wäre sicher keiner der Konzertbesucher nach Hause gegangen. Sollte ich noch erwähnen, dass nach diesem siebenminütigen gräflichen Leidensweg naturalmente wieder die komplette Filharmonie auf die Beine springt und frenetisch jubelt? Dies ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit, denn jedes Mal flasht einen Jan Krolock mit seiner intensiven Darbietung erneut, obwohl man glaubt, es gäbe kein Steigerungspotenzial mehr. Offenbar doch, man wird immer wieder eines Besseren belehrt.

Völlig unerwartet (!) neigt sich das Konzert dem Ende zu – wie ist das nur möglich, es hat doch gerade erst begonnen? Als Zugaben hören wir aus dem französischen Musical „Les Dix Commandements“ den ins Englische übertragenen Titel The Greatest Reward, wunderschön in vierstimmigen Harmonien. Und natürlich, wie eingangs schon erwähnt, Sänger sein.

Das Lichtdesign ist wie gewohnt bei den Events von Sound of Music Concerts stimmig und punktgenau. Die Soundaussteuerung diesmal ein kleines bisschen zu laut.

Am Ende bleibt anzumerken, dass dies wohl das beste reine Musicalkonzert war, das ich je erleben durfte, und viele teilen diese Meinung nach diesem besonderen Abend. Keinen Pfifferling hätte ich darauf verwettet, dass Jan Ammann nach diesem mega-anstrengenden Konzert, in welchem eine kraftvolle Arie nach der anderen von ihm bewältigt wurde, überhaupt noch einen einzigen Piep herausbringen könnte. Indes – er konnte! Nach dem Konzert nahm sich der Künstler noch für seine Fans lange gut gelaunt Zeit, um mit diesen das jährliche Fantreffen zu feiern.

Chapeau, Herr Ammann!

Hier die weiteren Tourneedaten – auf keinen Fall verpassen!

30. August Oberhausen, Ebertbad

1. September Berlin, Admiralspalast

Resttickets sind noch erhältlich über www.soundofmusic-shop.de 

 (Silvia E. Loske), August 2013

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Songlist

MUSIKTITEL INTERPRET/-IN
Teil 1  
Ouvertüre: Sänger sein Jan Ammann
Jekyll & Hyde  
Ich muss erfahrn
Dies ist die Stunde
Nimm mich, wie ich bin
Mein Leben
 
Jan Ammann
Jan Ammann
Kristin Hölck & Jan Ammann
Kristin Hölck
River in the Rain
(Big River
Sascha Kurth & Jan Ammann
Ein Stückchen Land
(The Secret Garden)
Jan Ammann
Here Right Now
(Ghost)
Lucy Scherer & Jan Ammann
Unchained Melody
(Ghost)
Jan Ammann
Rebecca
Zauberhaft natürlich
Zeit in einer Flasche
Gott warum
Eine Hand wäscht die andere Hand
Rebecca
Kein Lächeln war je so kalt
Jenseits der Nacht
 
Jan Ammann
Lucy Scherer
Jan Ammann
Sascha Kurth
Kristin Hölck
Jan Ammann
Lucy Scherer & Jan Ammann
Teil 2  
Elisabeth
Kein Kommen ohne Geh
Ich gehör nur mir
Wenn ich tanzen will
Die Schatten werden länger
 
Jan Ammann
Kristin Hölck
Kristin Hölck & Jan  Ammann
Sascha Kurth & Jan Ammann
Ludwig2
In Palästen geboren
Kalte Sterne
 
Kristin Hölck & Jan Ammann
Jan Ammann
Les Misérables
On my Own
Stern
 
Lucy Scherer
Jan Ammann
Tanz der Vampire
Gott ist tot
Die Einladung zum Ball
Für Sarah
Totale Finsternis
Die unstillbare Gier
 
Jan Ammann
Jan Ammann
Sascha Kurth
Lucy Scherer & Jan Ammann
Jan Ammann
Zugaben  
The Greatest Reward
(Les Dix Commandements)
Cast
Sänger sein Jan Ammann
The Greatest Reward – Reprise Cast