Uraufführung Theater St. Gallen, 1. März 2025

Nachfolgend Pressetext des Theater St. Gallen:
E=mc2 – die wohl berühmteste Formel der Welt entstand aus der Erkenntnis, dass sich nichts schneller bewegen kann als das Licht. Albert Einsteins Relativitätstheorie sowie weitere seiner bahnbrechenden physikalischen Abhandlungen revolutionierten das Verständnis des Universums und wurden später zur Grundlage der modernen Physik. Für seine Lichtquantenhypothese wurde ihm 1921 der Nobelpreis in Physik verliehen. Einsteins zukunftsweisende Leistungen auf dem Gebiet der Physik sowie sein unermüdlicher Einsatz für den globalen Frieden und die Völkerverständigung machten den in Deutschland geborenen Physiker, der später sowohl Schweizer als auch US-amerikanischer Staatsbürger wurde, zum berühmtesten Naturwissenschaftler überhaupt.
Gemeinsam mit Musicalregisseur und Wüstenblume-Librettist Gil Mehmert hat der US-amerikanische Komponist Frank Wildhorn, dessen Werke Der Graf von Monte Christo, Artus – Excalibur sowie Dracula in St. Gallen ihre Ur- bzw. europäische Erstaufführung erlebten, nun dem Leben und Werk Albert Einsteins ein mitreissendes Musical-Denkmal gesetzt: Das neue Musical Einstein – A Matter of Time zeichnet das Privatleben sowie die bewegte Karriere des Weltbürgers Einstein vom jungen, unangepassten Physikstudenten am Zürcher Polytechnikum über seine Anstellung im Berner Patentamt bis hin zu seiner Flucht aus Nazideutschland und seiner Professur an der Princeton University nach. Zugleich ist es ein facettenreiches Porträt der akademischen Zirkel und Gesellschaft, in denen sich Einstein bewegte.
Die Musikalische Leitung liegt in den Händen eines in St. Gallen gerne gesehenen Gastes: Koen Schoots, der für Einstein – A Matter of Time auch die Arrangements und Instrumentation verantwortet, kehrt für seine zwölfte Produktion nach St. Gallen zurück.
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Zum Plot:
Auf der Reling der Schiffsüberfahrt nach New York sieht man Albert Einstein, dem von einem freundlichen Schiffssteward eine Geige gereicht wird. In sich versunken spielt Einstein, für den zeitlebens Musik sehr wichtig war, das Instrument. Es steigen die Erinnerungen an sein bisheriges Leben auf bis zu dem jetzigen Zeitpunkt, an dem er Europa unter der Naziherrschaft des zweiten Weltkriegs den Rücken kehrt und in Princeton ein neues Leben beginnen wird. Imaginär begleitet wird er im Verlauf seiner Lebensstationen immer wieder von einer bezaubernden Tänzerin, „das Licht“.

© Ludwig Olah
Rückblick: In Zürich studiert der junge Albert am Polytechnikum, man sieht ihn im Kreise seiner Mitstudenten wenig interessiert an den Vorträgen seines Professors. Immer wieder stellt Albert die bisherig geltenden „Säulen der Physik“ infrage. Er lernt Mileva Maric kennen, einzige Frau in dieser männerdominierten Universität und ist sofort fasziniert von ihr.

© Ludwig Olah
Mileva ist klug und zielstrebig, aber aufgrund eines angeborenen Hüftleidens muss sie ihr Bein nachziehen und gebückt gehen, sie will keinen privaten Kontakt mit Männern. Albert bleibt hartnäckig, und so nähert man sich langsam an, er darf Mileva auf ihrem Heimweg begleiten.

© Donato Caspari

© Donato Caspari
Bald jedoch macht Mileva einen Rückzieher, sie traut der Sache nicht und geht nach Heidelberg, um dort ihre Studien fortzusetzen. Und gerät dort an den Antagonisten des Stücks, Professor Lenard, der sie deutlich spüren lässt, dass er Frauen als minderwertig sieht und sie ausgrenzt.

© Donato Caspari
Albert gibt nicht auf, in den nächsten Jahren entspinnt ein reger Briefwechsel zwischen ihm und Mileva und letztlich werden die beiden doch ein Paar. Nach Abschluss seines Studiums findet Albert keine Anstellung, da er keinerlei Unterstützung seines Professors erhält. Durch die Vermittlung eines Freundes gelingt es, dass Albert in Bern eine ihn intellektuell unterfordernde Arbeit im Patentamt erhält, immerhin kann er so seine Familie, mittlerweile ist eine Tochter geboren worden, finanziell durchbringen.
Doch das Schicksal schlägt zu – die kleine Tochter verstirbt an Scharlach. Und auch Alberts Vater verstirbt, Albert eilt nach Mailand an dessen Totenbett. Die Zugrückfahrt durchläuft eine Gewitterfront, ein greller Blitz inspiriert Albert zu seinem ersten Gedankenexperiment, was nach einiger Zeit zum Beginn seiner Relativitätstheorie wird.
Mileva ist immer mehr frustriert darüber, dass sie ihre Studien nicht fortführen kann, mittlerweile sind dem Paar zwei Söhne geboren worden, Mileva ist unglücklich über ihr Hausfrauendasein, während Albert immer mehr an Ansehen gewinnt. Man ändert oft die Wohnsitze, es geht über Bern nach Prag und nach Brüssel aufgrund Alberts universitärer Tätigkeiten.

© Donato Caspari
Sein Weg führt ihn weiter über Zürich nach Berlin. Dort lernt Mileva Clara Haber, die Frau von Alberts Kollegen Fritz Haber, kennen. Vorsichtig erwähnt Clara, dass Gerüchte im Umlauf sind, wonach Alberts Cousine Elsa Löwenthal die „eigentliche Frau Einstein“ sei (tatsächlich wird Elsa später Alberts zweite Ehefrau). Wütend macht Mileva Albert eine Szene.
Doch Schlimmeres geschieht: Der erste Weltkrieg bricht aus und zu Alberts Entsetzen begeistern sich seine Kollegen sehr für den Krieg und entwickeln tödliches Chlorgas, das Tausende qualvoll dahinrafft. Albert ist überzeugter Pazifist und verzweifelt zusehends an der Situation. Mileva kehrt mit den Kindern nach Zürich zurück. Ihre Freundin Clara Haber nimmt sich das Leben, da sie ihre Machtlosigkeit angesichts des grausamen Krieges nicht mehr ertragen kann.
In Berlin verkriecht sich Albert immer mehr zuhause, arbeitet fieberhaft an der Fertigstellung seiner Relativitätstheorie, Elsa pflegt ihn. Endlich gelingt es ihm, seine allgemeine Relativitätstheorie final abzuschließen. In Stockholm diskutiert man, ob man ihm den Nobelpreis verleihen könne. Wieder tritt der Antagonist Professor Lenard in Erscheinung und verhindert dies. Zehn Jahre lang dauert es, bis Albert Einstein endlich den Nobelpreis bekommt.
Die Jahre vergehen, Albert steigt zur Berühmtheit auf. Dann bricht der zweite Weltkrieg aus und Albert emigriert in die USA und lehrt hochangesehen an der Universität in Princeton. Die Ehe mit Mileva ist längst zerbrochen, er heiratet Elsa. Und kehrt nie wieder nach Europa zurück.
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Viel Stoff, um das Leben eines realen Menschen, des wohl größten Wissenschaftlers der Neuzeit, auf die Bühne zu bringen. Gil Mehmert gelingt dies zum größten Teil sehr beeindruckend, fast mit filmischen Schnitten und Übergängen ist man durchgehend vom Bühnengeschehen gefesselt. Kleine Abstriche gibt es, da zu viele Personen im Stück auftauchen, die zum Fortgang nichts oder nicht viel beitragen, so wie Marie Curie und Max Planck. Unklar bleibt überdies, wann und unter welchen Umständen Einsteins erste Ehe mit Mileva in die Brüche ging.
Die für „Einstein“ erstellte Partitur von Frank Wildhorn, dem ausgewiesenen Musicalballadenkönig, überzeugt einmal mehr. Seine Melodien gehen ins Ohr, herausragend die Songs „Wer gibt uns die Antwort„, „Eine Frage der Zeit“ und Milevas großartige Arie „Wer bin ich für Dich„. Sowohl Soli, Duette als auch große Ensemblenummern können überzeugen. Einfühlsam führt Koen Schoots, der auch für die Arrangements und die Orchestrierung verantwortlich zeichnet, die über 40 Musiker des Sinfonieorchesters durch die Partitur.
Das Bühnenbild von Christopher Barrecca kann als äußerst gelungen bezeichnet werden. Im Halbrund befindet man sich im Unihörsaal, privat bei den Einsteins, auf einer mit einfachsten Mitteln aber dafür umso eindringlicher gelösten Zugfahrt zum sterbenden Vater, auf der Reling eines Ozeandampfers, in einer imaginären Zirkusarena usw. Präzise ausgeleuchtet wird das Ganze kongenial durch den weltweit renommierten Lichtdesigner Michael Grundner, die Choreographien von Melissa King fügen sich bestens ein. Am Ton gibt es nicht zu mäkeln, alles ist sehr gut ausgesteuert und textverständlich. Die Kostüme sind wertig und der Zeit angepasst.
Zu den Darstellenden:
Ich vermag es mir beim besten Willen nicht vorzustellen, wie man sämtliche Haupt- und Ensemblerollen besser hätte besetzen können! David Jakobs als Albert Einstein ist der Dreh- und Angelpunkt, fast durchgehend auf der Bühne. In der Branche ist seit langem bekannt, wie unglaublich stimmsicher David Jakobs ist und dass man darstellerisch immer auf ihn bauen kann. Dies stellt er mit dieser neuen großen Rolle sehr eindrucksvoll erneut unter Beweis.

Die weibliche Hauptrolle der Mileva Maric ist bei der bezaubernden Katia Bischoff in den allerbesten Händen. Man fühlt und leidet mit ihr, der klugen, starken Frau, die um ihre Eigenständigkeit ringt und letztlich scheitert. Sicher ist die Darstellung der körperlich beeinträchtigten ersten Frau Alberts physisch durch das gebückte Humpeln sehr anstrengend. Sie singt glockenklar und zu Herzen gehend.

Einsteins Weggefährten sind mit Livio Cecini, André Bauer und Marlon Wehmeier bestens besetzt. Die drei spielen mehrere Rollen wie Prof. Weber, Prof. Max Planck, Marcel Grossmann, Fritz Haber und einige weitere.
Als Antagonist, der zeitlebens sowohl Einstein als auch Marileva überaus abschätzig ignorierte und nie als Wissenschaftler anerkannte, hinterlässt Jan-Philipp Rekeszus großen Eindruck.

Die Damenriege um Barbara Obermeier (Elsa Löwenthal), Elise Doorn (Clara Haber) und Anna-Julia Rogers (Pauline Einstein/Marie Curie) hat eine großartige Arie zu dritt mit „Zur Machtlosigkeit verdammt“, sowie das wunderbare Duett „Die starke Frau“ von Mileva & Clara.

Das hochkarätige Ensemble führt namhafte Musicaldarsteller wie Merlin Fargel, Michael Souschek, Martin Planz und viele weitere auf.
Fazit: Ein sehr sehens- und hörenswertes neues Musical, das dicht erzählt wird und von einer grandiosen Cast dargestellt und gesungen wird. Vielen Dank an das Theater St. Gallen für seinen innovativen Mut und das viele Herzblut, um erneut eine Uraufführung auf die Musicalbühne zu holen.
Silvia E. Loske, März 2025
Schlussapplaus:








Premierenfeier:

Katia Bischoff

Katia Bischoff und David Jakobs

Barbara Obermeier und Jan-Philipp Rekeszus

Jan-Philipp Rekeszus und Gil Mehmert

Sascha Luder, Livio Cecini und Merlin Fargel

Anna-Julia Rogers, David Jakobs, Taylor Bradley Götz und Katia Bischoff

Barbara Obermeier

André Bauer, Musical-Librettist und Liedtexter Michael Kunze, Barbara Obermeier

Interessierter Gast: TV Star Jürgen Tonkel („Die Chefin“)

Koen Schoots, Musikalischer Leiter, mit dem Sinfonieorchester St. Gallen


Regisseur Gil Mehmert mit seiner Frau, Musicalstar Bettina Mönch

„Mr. Magic Light“ Michael Grundner, Lightdesign

Komponist Frank Wildhorn

Fotocredits: Produktionsfotos wie markiert, alle anderen: © Musical Reviews
Musical von Frank Wildhorn (Musik) und Gil Mehmert (Buch), Frank Ramond & Gil Mehmert (Lyrics)
Musikalische Leitung, Arrangements & Orchestrierung: Koen Schoots
Inszenierung: Gil Mehmert
Choreografie: Melissa King
Bühne: Christopher Barreca
Kostüm: Claudio Pohle
Video: Austin Switser
Licht: Michael Grundner
Dramaturgie: Daniel Url
Ton: Marko Siegmeier/Nicolai Gütter-Graf
Darstellende:
Albert Einstein: David Jakobs
Mileva Marić: Katia Bischoff
Prof. Weber/Max Planck: Livio Cecini
Pauline Einstein/Marie Curie: Anna-Julia Rogers
Marcel Grossmann/Eddington: Marlon Wehmeier
Prof. Philip Lenard: Jan-Philipp Rekeszus
Elsa Löwenthal: Barbara Obermeier
Clara Haber: Elise Doorn
Milos Marić/Besso/Fritz Haber: André Bauer
Maurice Solovine: Merlin Fargel
Conrad Habicht: Philipp Dietrich
Das Licht: Kelly Panier
Ensemble: Nico Hartwig, Amaya Keller, Stefanie Köhm, Sascha Luder, Martin Planz, Stefan Gregor, Michael Souschek, Samantha Turton, Sandra Bitter, Nico Schweers
Sinfonieorchester St. Gallen
Informationen und Tickets:
Einstein – A Matter of Time | Konzert und Theater St. Gallen
hier der Trailer vom Theater: