WE WILL ROCK YOU

Musical Sommer Amstetten, 2024

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Vor ziemlich genau zehn Jahren erlebte ich im Deutschen Theater München diese energiegeladene Show zum ersten Mal, mein ausführlicher Bericht findet sich hier WE WILL ROCK YOU, München 2014 | Musical Reviews (musical-reviews.de)

Und nun hatte ich die große Freude, beim Musical Sommer Amstetten erneut kopfüber einzutauchen in ein grandioses Happening mit frisch poliert aufbereiteten und höchst amüsant eingebauten Gimmicks, den aktuellen Gegebenheiten angepasst, natürlich auch mit augenzwinkerndem Österreich-Bezug. Und – wie nicht anders zu erwarten – hat es mich wieder voll geflasht.

Der Intendant und Regisseur des Musical Sommers, Alex Balga, versteht sein Handwerk und weiß ganz genau, was zu tun ist, um die Besucher der stets ausverkauften Rock-Musical-Show so richtig auf Touren zu bringen. Die Zutaten für diesen Erfolg bestehen aus einer zwar auf den ersten Blick kruden, doch im Verlauf trotz aller höchst amüsanten Slapsticks unseren heutigen Zeitgeist reflektierende Geschichte, unglaublichen Welthits der ikonischen Kultband Queen – intoniert von einer Wahnsinns-Band – einem punktgenau gecasteten, zum Niederknien agierenden Ensemble, Tempo, Witz, tollen Kostümen, stimmigen Videoprojektionen, rasanten Choreos und einem meisterhaften Licht-Design.

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Weit entfernt in der Zukunft ist auf dem Planeten Tik Tok kein Platz mehr für Individualismus. Der weltumspannende Konzern Globalsoft Corporation, angeführt von der sinistren Vorsitzenden Killer Queen und ihrem speichelleckenden Handlanger-General Kashoggi wacht darüber, dass alles in ihrem Sinne konform und glattgebürstet abläuft.

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Mittels Gehirnwäsche agieren die Tik Tok Bewohner wie ferngesteuerte Puppen, wie die Ga Ga Kids. Es gibt nur computerisierte Musik – Live-Musik und reale Musikinstrumente sind verboten und existieren schlicht nicht mehr.

„Radio Gaga“

Doch da tapert ein stotternder, verunsicherter Anti-Held durchs Geschehen, der sich selbst Galileo Figaro nennt und ratlos von ihn im Traum heimsuchenden alten musikalischen Versatzstücken faselt. Und daran glaubt, dass es in der Vergangenheit noch Menschen gab, die ihre eigene Musik spielten. Er trifft auf ein rebellisches Mädchen, ebenso eine Außenseiterin wie er, und nennt sie, aufgrund eines der Textfetzen in seinen Träumen, Scaramouche.

Längst sind die beiden Outcasts der Globalsoft Polizei ein Dorn im Auge und so werden sie verfolgt und schließlich verhaftet. Und kommen sich trotz deutlicher charakterlicher Unterschiede in ihrer Zelle näher. Ihnen gelingt die Flucht und sie treffen auf einen Haufen von seltsam, sehr ausgefallen gekleideten, sich ebenfalls vor der Polizei versteckenden Individualisten – den Bohemians. Angeführt werden diese vom ergrauten (Ostbahn-) Kurti und dem Pärchen Hell und Oz.

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Kurti hat ein schwarzes klapperndes Plastikding gefunden, die heilige Vieedeoo-Kastagnette, hat aber keine Ahnung, was er damit anfangen soll, hütet das Teil aber als seinen Schatz. Denn auch er und seine Bohemians sind der Überzeugung, dass es früher handgemachte richtige Musik gab. Und dass an einem unbekannten Ort ein verstecktes Musikinstrument, eine „Axt“, existiert, welches die Herrschaft von Globalsoft beenden wird. Ein Träumer würde kommen, so ist Kurti ganz fest überzeugt, der durch seine Visionen den Bohemians den Weg in eine freie Welt ebnen wird, in der jeder nach seiner Fasson glücklich werden und selber musizieren darf.

Die clevere Scaramouche findet einen Weg, der Videeeooo-Kastagnette durch Einstecken in ein altertümlich anmutendes TV-Gerät die Anfänge der „Bohemian Rhapsody“ von vier langhaarigen Popsängern, Original Queen, zu entlocken. Die Bohemians sind elektrisiert!

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Die Bohemians werden gefangengenommen. Doch Kurti, Galileo und Scaramouche können fliehen und machen sich auf einer Uralt-Harley auf die Suche nach der „Axt“, einem Stern folgend, der sie zum Versteck bringen soll.

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Sie gelangen nach London und dort auf ein verfallenes Gelände, das vor langer Zeit das legendäre Wembley Stadion war. Und finden tatsächlich die Überreste jener geglaubten „Axt“, die sich als alte E-Gitarre herausstellt. Nur Scaramouche ist in der Lage, dem abgewrackten Instrument Töne zu entlocken. Es verströmt eine Magie, der sich letztlich auch die Killer Queen und ihre Handlanger nicht entziehen können – die Welt feiert die Rückkehr der echten Rockmusik „It’s a Kind of Magic“ und „We are the Champions“..

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Dies alles wird so packend-witzig erzählt, dass es das Publikum nicht auf den Sitzen hält, begeistert rocken, tanzen und singen die Besucher mit.

Die Darstellenden sind ein Genuss. Das Paar Galileo und die staubtrockene, rotzfreche Göre Scaramouche rühren in ihrer Unterschiedlichkeit und trotzdem letztlich als Einheit agierende Liebende an.

Matthias Trattner ist ein toller Anti-Held Galileo mit starker Popstimme, ein Sympathieträger. Wunderbar seine Songs „I want to break free“ und die finale Hymne „Bohemian Rhapsody„. Erstmalig wurde ich Anfang des Jahres in München bei dem in intimem Rahmen präsentierten Chanson-Abend „Jacques Brel in Concert“ (gemeinsam mit Drew Sarich, Ann Mandrella und Milica Jovanovic) auf den jungen Künstler aufmerksam. Von ihm wird man künftig noch sicher viel hören und sehen können auf den Musicalbühnen.

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Die selbstbewusste, ganz klar denkende und agierende Scaramouche ist – nach eigenem Bekunden – eine weitere Traumrolle für die wunderbare Barbara Obermeier. Im Verlauf diesen Jahres durfte ich die vielseitige Künstlerin bereits als anmutig-liebreizende, mit lyrischem Sopran kristallklar singende Lisa Carew in Jekyll & Hyde und im Kult-Musical Les Misérables sowohl als unglücklich verliebte Eponine wie auch als verzweifelte Fantine (großartig!!) erleben. Und nun packt sie in Amstetten auch noch ihre Rockstimme aus, wow! Ihre Glanznummer ist im ersten Akt, als sie sich gegen die hohlen Ga Ga Girls abgrenzt, das gesangliche Highlight „Somebody to love„, da dreht sie richtig auf. Gänsehaut!

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Das Antagonisten-Paar wird von der grandiosen Ana Milva Gomes als Killer Queen mit unfassbarer Bühnenpräsenz und Nicolas Tenerani als ihrem Adlatus Kashoggi

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mit einer Komik präsentiert, dass das Publikum begeistert aufjauchzt, wenn sich die beiden die Bälle zuspielen, mit herrlicher Mimik würgen sie den verhassten Begriff „Bohemians“ heraus und ersticken fast daran, köstlich! Ana Milva Gomes hat eine absolute Showstopper Nummer mit „Another One Bites the Dust“, diesem Drive kann man sich nicht entziehen, wie sie diese Nummer auf die Bühne nagelt, ist einfach nur sensationell. Und zum größten Vergnügen der heimischen Zuschauer enthüllt Kashoggi, dass er seinen Ledermantel mitnichten von Hermes hat, sondern aus der Fussl-Modestraße 🙂

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Alex Melcher gibt den Alt-Bohemian Kurti mit der Rolle entsprechendem, auf liebenswerten Krawall gebürsteten Rebellen-Charisma. Als vor über zwanzig Jahren in Deutschland erstmals We Will Rock You aufgeführt wurde, war er der erste und unvergessene Galileo Figaro.

Sehr physisch energiegeladen und stimmlich top agieren weiterhin Sarah Zippusch und David Rodriguez als schräges Pärchen Oz und Hell.

Und da sind dann noch die großartigen Tänzer und Tänzerinnen im weiteren Ensemble, die sich die Seele aus dem Leib singen und tanzen, mit teils akrobatischen Einlagen, was für eine coole Truppe!

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Die Band: Der Wahnsinn! Unter dem musikalischen Leiter Andreas Frank, am Tag meines Besuchs geleitet vom Rockpop-versierten Jeff Frohner, holen sie originalgetreu alles aus den Queen Blockbustern heraus. Wenn man nicht hinguckt, könnte man fast meinen, Brian May himself mit seiner selbstgebauten E-Gitarre zu hören.

Fazit: Der Kultursommer Amstetten ist immer eine Reise wert. Und mit dieser Show haben die AVB wieder einmal – nachdem die „Jersey Boys“ 2023 schon so großartig waren – einen weiteren Meilenstein gesetzt. Ein Must-see, vor allem aber nicht nur für Queen-Fans. Gratulation an alle beteiligten Kreativen und Darstellenden, besser geht nicht!

Alle Showfotos: Copyright Stefan Sappert

Video Schlussapplaus, Copyright Musical Reviews:
https://youtu.be/nRjTLXKXCYI

We Will Rock You läuft noch bis zum 25. August im niederösterreichischen Amstetten.
Infos und Tickets hier:

Willkommen beim AVB | Musical Sommer 2024 – AVB Kultur & Freizeit

Silvia E. Loske, August 2024

Musical von QUEEN und Ben Elton, deutsche Dialoge von Wolfgang Adenberg

Kreative 
Musikalische LeitungChristian Frank
Regie und BühneAlex Balga
ChoreographieNathalie Holtom
KostümeIrina Hofer
MaskeDaniela Skala

LichtMichael Grundner
Ton  Bernhard Weigl
Videodesign

Michael Balgavy
Darsteller 
Galileo FigaroMatthias Trattner
ScaramoucheBarbara Obermeier
Killer QueenAna Milva Gomes
KashoggiNicolas Tenerani
HellDavid Rodriguez
OzSarah Zippusch
KurtiAlex Melcher
Ensemble: Jessica Lapp, Michelle Bergé, Jordan Deadman, Elies de Vries, David Eisinger, Matthew Levick, Paula Niederhofer, Kevin O’Dwyer, Anna Zagler.
Band unter der Leitung von Christian Frank und Jeff Frohner mit Harry Peller, Johannes Peham, Klaus Pérez-Salado, Christian Frank / Jeff Frohner, Willi Langer, Matthias Simoner.