Oval Salzburg, 17. Juni 2019

Authentisch-anrührende Wort- und Lied Hommage über Leben und Wirken von Udo Jürgens

Eine intim ausgeleuchtete kleine Bühne – zwei Notenständer, bestückt mit klug und berührend verbindendem Textmaterial – ein Steinway mit einem begnadeten Pianisten – eine zauberhafte, jugendlich-frische Musicaldarstellerin – und nicht zuletzt ein grandioser Hauptinterpret, der authentisch, respektvoll und einfühlsam das Lebenswerk von Udo Jürgens würdigt.

Das sind die Zutaten, um als Zuschauer und -hörer im Ergebnis einen ganz außergewöhnlich wundervollen Abend, eingebettet in Wort & Ton, verbringen zu dürfen.

Die Herangehensweise an diese leise und damit umso nachhaltiger verankerte Hommage an den erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker und Interpreten Udo Jürgens ist mit viel Liebe zum Detail äußerst geglückt. Sowohl die Liedauswahl mit nicht allseits bekannten  rauf- und runtergespielten Hits sondern mit inhaltlich gehaltvollen Songs ist bemerkenswert als auch insbesondere die liebevoll aus vielen Büchern, Interviews und Artikeln über den Künstler zusammengetragenen Texte, chronologisch aufbereitet, ergeben ein überaus stimmiges Ganzes.

An einigen Stellen im Programm ertönt aus dem Off Udo Jürgens‘ Stimme, was für verschärfte Gänsehausmomente sorgt. Man muss nicht zwangsläufig ein Fan von Udo Jürgens sein, um von der Lebensgeschichte des Künstlers, vorgetragen in Verbindung mit den passenden Liedern, vollends in den Bann gezogen zu werden. Hier ist ein besonderes musikalisches und textliches Kleinod entstanden.

Wer anderes als Andreas Bieber, der König der Liedinterpretation, könnte so derart einfühlsam dem Leben und Wirken der Legende Udo Jürgens Tribut zollen? Er vermag es, zwischen den Liedern aus dem Leben des Künstlers in der Ich-Form in einer Natürlichkeit und Authentizität so zu erzählen, dass man im Auditorium die berühmte Stecknadel fallen hören könnte.

Der erzählerische Bogen spannt sich vom Aufwachsen des als schwächlich geltenden Jungen zusammen mit seinen beiden Brüdern und den verehrten Eltern auf Schloss Ottmanach in Kärnten zu einschneidend negativen schulischen Prügelstrafen-Traumata, der Mißhandlung durch einen SS-Schergen mit dem daraus erfolgten Trommelfellriß und der lebenslangen Hörschädigung eines Ohres über die Entdeckung der Liebe zur Musik, des heimlich selbst beigebrachten Klavierspiels, des vom Vater geförderten Musikstudiums, ersten Kompositionen, die zu Erfolgen wurden, bis hin zum weltweit gefeierten Superstar-Status, der späten Anerkennung seiner Leistung durch den gestrengen Wirtschaftsboß Onkel Erwin, privat-familiären Entwicklungen und der Einsamkeit des gefeierten Stars nach umjubelten Konzerten, alleine im Hotelzimmer.

Auch die Altersweisheit, eher Altersgelassenheit mit trotzdem immer noch das Weltgeschehen auf seine Weise anprangernd und aufrüttelnd in Liedern verpackten Werken (hierbei unterstützt durch die jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit mit großartigen Liedtextern wie Michael Kunze und Wolfgang Hofer) kommt nicht zu kurz. Tragisch, dass Udo Jürgens mit 80 Jahren, immer noch voller Tatendrang und gerade mitten in einer Tournee, plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.

Andreas Bieber zur Seite steht mit Anna Knott eine junge, frische, in Wien bestens ausgebildete Musicaldarstellerin aus Freilassing, die im Handumdrehen die Sympathien des Publikums gewinnt. Mit großen sprechenden Augen trägt sie sowohl Teile der Texte vor und überzeugt in ihren Soli und den Duetten mit Andreas Bieber mit sauber geführter Stimme. Hervorzuheben ist insbesondere ihre ganz vorzügliche Interpretation „Irgendwo wird immer getanzt“ aus dem Musical Mozart!.

Dass Andreas Bieber seit über 30 Jahren in vielfältigsten Rollen in Schauspiel, Musical, Konzerten und als Entertainer in Deutschland und Österreich überaus erfolgreich und beliebt ist, ist bekannt. Er scheint alles richtig gemacht zu haben, hat auf sich geachtet, ist bodenständig und zugänglich geblieben. Und seine Stimme ist, anders als bei manchen Kollegen, im Laufe der Jahre noch besser, emotionaler, berührender geworden. Mit traumwandlerischer Sicherheit trifft er jeden Ton, es ist ein Genuss, ihm zuzuhören. Und die Art und Weise, wie er Lieder interpretiert, ist unnachahmlich. Bewegungstalent, Spontaneität und die Gabe, jeden einzelnen Besucher im Publikum „zu erreichen“, runden sein künstlerisches Spektrum ab.

Andreas Bieber hat im Rahmen der seinerzeitigen Probenarbeit zum Musical Ich war noch niemals in New York Udo Jürgens persönlich kennengelernt und durch den Austausch intensiven Zugang zum Werk von Udo Jürgens bekommen.
Besondere Perlen aus diesem Programm hervorzuheben, ist schwer. Ein subjektiver Versuch: Sehr anrührend sind „Der gekaufte Drachen“, „Fünf Minuten vor Zwölf“, „Ich würd‘ es wieder tun“.

Den musikalischen Klangteppich für Andreas Bieber und Anna Knott legt der Komponist und Pianist Marian Lux aus, ein langjähriger Konzertpartner von Andreas Bieber. Die beiden sind ein eingespieltes Team und der „Piano Man“ bearbeitet nicht nur virtuos und mit vollem Körpereinsatz die Tasten des Flügels, sondern singt auch bei manchen Stücken die Zweit- oder Backingstimme.

Einen kurzen Ausflug abseits der Udo Jürgens Lieder gibt es mit zwei französischen Chansons von Jacques Brel und Charles Aznavour, überdies werden zwei Musicalsongs (aus Elisabeth und wie bereits angemerkt aus Mozart!) dargeboten.

Als erste Zugabe nach begeistertem Schlussapplaus singt Andreas Bieber seine selbst getextete und von Marian Lux komponierte Hymne „Die Zeit dazwischen“, bevor bei der letzten Zugabe, einem Udo Jürgens Hitmedley, alle mitsingen, mitklatschen, mitswingen.

Zu erwähnen ist noch, dass Licht und Ton einen bestens ausgewogenen und ohne jeglichen Fehl und Tadel verrichteten Job leisten.

Danke an alle Beteiligten für diesen wunderbaren Abend, es bleibt zu hoffen, dass es eine Fortsetzung dieses Programms geben wird.

Alle Fotos unterliegen dem alleinigen Copyright von Musical Reviews.

Silvia Eva Loske, Juni 2019

Textfassung und Gesamtleitung: Elfi Schweiger

Andreas Bieber
Supporting Act: Anna Knott
Am Flügel: Marian Lux

Teil 1
Heute beginnt der Rest Deines Lebens Musik: Udo Jürgens. Text: Michael Kunze	Andreas Bieber Backings: Anna Knott
Wort Musik: Udo Jürgen. Text: Oliver Spiecker	Andreas Bieber
Zeig mir den Platz an der Sonne Musik: Udo Jürgens. Text: Eckart Hachfeld	Andreas Bieber
Reach for the Stars Musik: Udo Jürgens. Text Norman Newell	Anna Knott
Der gekaufte Drachen Musik: Udo Jürgens. Text: Irma Holder	Andreas Bieber
Mein Bruder ist ein Maler Musik: Udo Jürgens. Text: Wolfgang Hofer	Andreas Bieber Backings: Marian Lux
Voir un ami pleurer Jacques Brel	Anna Knott
Il faut savoir Charles Aznavour	Andreas Bieber
Griechischer Wein Musik: Udo Jürgens. Text: Michael Kunze	Andreas Bieber
Ihr von morgen Musik: Udo Jürgens. Text: Michael Kunze	Andreas Bieber
Teil 2
Fünf Minuten vor Zwölf Musik: Udo Jürgens. Text: Michael Kunze	Andreas Bieber
Ich war noch niemals in New York Musik: Udo Jürgens. Text: Michael Kunze	Andreas Bieber
Boote in der Nacht Musical Elisabeth, Musik: Sylvester Levay. Text: Michael Kunze	Anna Knott & Andreas Bieber
Irgendwo wird immer getanzt Musical Mozart!, Musik: Sylvester Levay. Text: Michael Kunze	Anna Knott
Lieb Vaterland Musik: Udo Jürgens. Text: Eckart Hachfeld / Udo Jürgens	Andreas Bieber & Anna Knott
Zehn nach Elf Musik: Udo Jürgens. Text: Wolfgang Hofer	Andreas Bieber
Ich würd‘ es wieder tun Musik: Udo Jürgens. Text: Fred Jay	Andreas Bieber
Der große Abschied Musik: Udo Jürgens. Text: Joachim Fuchsberger	Andreas Bieber
Die Zeit dazwischen Musik: Marian Lux. Text: Andreas Bieber	Andreas Bieber
Udo Jürgens Hit-Medley: Merci Cherie, Siebzehn Jahr, “braunes“ Haar, Mit 66 Jahren, Aber bitte mit Sahne, Ein ehrenwertes Haus.Musik: Udo Jürgens. Texte: Thomas Hörbiger, Udo Jürgens, Wolfgang Hofer, Eckhart Hachfeld /Wolfgang Spahr, Michael Kunze.	Andreas Bieber & Anna Knott