Umjubelte Spielzeitpremiere JCS Gärtnerplatztheater, 19. Juli 2018
Nach der am 18. Mai 2017 damals noch aufgrund der Sanierungsmaßnahmen in der Münchner Reithalle ausgelagerten Premiere der vollszenischen Produktion der durchkomponierten und im englischen Original aufgeführten Rockoper ist nun das Lloyd Webbersche Frühwerk im Stammhaus am Gärtnerplatz angekommen – und wird auch dort begeistert aufgenommen.
Zwar ist man als Zuschauer nun in der traditionellen Guckkastenbühne nicht mehr so nah dran am Geschehen wie noch vor einem Jahr in der zusätzlich mit Seitenbühnen für diese Show ausgestatteten Reithalle, doch das tut der Sogwirkung dieser temporeichen Inszenierung keinen Abbruch. Es ist für den Zuschauer anders im Vergleich, jedoch nicht weniger packend und intensiv.
Zwei Hauptrollen wurden umbesetzt: Zum einen übernimmt Dionne Wudu, die bereits in der letztjährigen Produktion im Ensemble dabei war, nun den Part der Maria Magdalena und steht damit in der ansonsten rein männlich dominierten Rockoper zwangsläufig im Fokus des Geschehens. Gesanglich überzeugt Dionne Wudu mit großartiger Stimme auf ganzer Linie, darstellerisch nimmt man ihr die bedingungslose Liebe zu Jesus ab.
Als Judas, den eigentlichen Leading Man des Stücks, hat Regisseur Josef E. Köpplinger aus dem schier unerschöpflichen Fundus bestens ausgebildeter und hoch talentierter Musicaldarsteller aus unserem Nachbarland Holland John Vooijs besetzt, der hierzulande in der Tarzan-Produktion alternierend in der Titelrolle sein Können unter Beweis gestellt hat. Vor zwei Jahren war der Pop-Tenor überdies Finalist in dem auf der ganzen Welt populären „The Voice of … „-Format in seinem Heimatland. Erstmalig interpretiert er nun den Judas und das gleich richtig gut. Merkt man ihm bei seinem ersten großen Solo „Heaven on their minds“ noch winzige Unsicherheiten im Staging an und das Orchester übertönt ihn bei diesem starken Song leider noch (was aber nicht am Sänger, sondern an der Soundaussteuerung liegt), so gewinnt seine Darstellung im Verlauf der dramatischen Zuspitzung immer mehr an Intensität, Ausdruck und Sicherheit und er rockt so richtig das Theater. Letztlich kann man nur attestieren: Bravo!
Essentiell bei diesem Stück ist neben starker Ensembleleistung die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere Jesus und Judas innerhalb der letzten sieben Tage im Leben von Jesus Christus. Und genau diese sich zwingend zur Katastrophe für beide Männer hochschraubende Beziehung funktioniert hier überaus glaubhaft.
Armin Kahl ist weiter gereift in seiner Interpretation der tragischen Hauptfigur, sorgt für Gänsehautmomente bei der „Gethsemane“-Arie und wird beim Schlussapplaus verdientermaßen gebührend gefeiert.
Zum Nachlesen der ausführlichen Premierenkritik dieser Inszenierung vom Mai 2017, gespickt mit vielen Fotos aus der Show, geht es hier:
https://www.musical-reviews.de/2017/05/29/jesus-christ-superstar-muenchen-2017/
Um in den Genuss dieser mit 80 Beteiligten opulenten Inszenierung zu kommen heißt es jetzt schnell sein: Nur noch bis zum 27. Juli ist das Meisterwerk im Gärtnerplatztheater zu erleben, Infos und Tickets hier:
https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/jesus.html/ID_Vorstellung=1533&m=1
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