Erst kürzlich fand am 3. Mai unter großen Publikums-Jubelstürmen die Wiederaufnahmepremiere von Ludwig2 – Der König ist zurück in Ludwigs Festspielhaus in Füssen statt und schon zaubern die Veranstalter ein weiteres Ass aus dem Ärmel: Für einige Aufführungen kommt der männliche Musicalstar zur Show hinzu, der vor 26 Jahren mit seiner charismatischen Darstellung als der „Tod“ im Kult-Musical Elisabeth maßgeblich mit dafür sorgte, dass in Deutschland und Österreich ein wahrer Musicalboom ausgelöst wurde: Uwe Kröger.
Als Psychiater Dr. Gudden drückt er dieser wichtigen Rolle in Ludwig2 seinen ureigensten Stempel auf und verleiht aufgrund seines absolut sicheren Gespürs für Rollencharakterisierungen dieser letztlich tragischen Figur weitere Nuancen und intensive Ausleuchtungen in einem Maße, dass es einen Staunen macht. Seine innere Zerrissenheit zwischen dem Bemühen, den Fortbestand seiner Klinik zu sichern, was nur mit den Geldmitteln von Lobbyisten möglich ist, und seiner Loyalität dem König gegenüber zeigt sich in teils nervöser Mimik und Gestik (ständig Brille rauf, Brille runter), seine Qualen und Zweifel spiegeln sich in seinem Gesicht.
Uwe Kröger zeigt Dr. Gudden als integren Seelenarzt, der sich verzweifelt wehrt gegen den allmächtigen Druck der Anti-Ludwig-Verschwörer, ihn für ihre verwerflichen Zwecke einzuspannen. Jedoch ist letztlich die Angst, seine Klinik, die sein Lebenswerk ist, zu verlieren, größer, und so setzt er überaus widerwillig doch noch seine Unterschrift unter das Pamphlet, das zur Absetzung König Ludwigs II. führt und zu der tödlichen Kettenreaktion führt.
Bei der finalen Szene in Berg am Starnberger See treffen zwei Meister ihres Fachs aufeinander – Uwe Kröger als besagter Dr. Gudden und Jan Ammann in der Titelrolle des König Ludwig. Wie diese beiden Ausnahmekünstler mit ihrer enormen Bühnenpräsenz in dieser Szene dem tragischen Höhepunkt unaufhaltsam entgegensteuern, verursacht verstärkte Gänsehaut und lässt einen als Zuschauer nahezu atemlos hypnotisiert das Geschehen auf der Festspielhausbühne verfolgen. Gerade in dem Moment, als Dr. Gudden alles ungeschehen und rückgängig machen will, fallen die tödlichen Schüsse …
An dieser Stelle geht Dank an den Veranstalter, in Person von Benjamin Sahler, dass er mit seinem Kreativteam unermündlich weiter an der Optimierung dieses grandiosen Stücks arbeitet im Sinne eines work in progress. Eine kleine Szene kam aktuell neu hinzu nach dem Fallen der beiden tödlichen Schüsse: Der Schattenmann als der fiktiv gedungene Attentäter ist mit dem Gewehr nochmals zu sehen, und zwei der Verschwörer raunen sich höchst abfällig zu „dieser Dr. Gudden hat doch tatsächlich gedacht, er wäre einer von uns…“. Da die Umstände des Todes von König und Psychiater immer noch als mysteriös verschleiert und nicht aufgeklärt gelten, mag sich jeder Besucher seine eigene Schlussfolgerung zu besagter neuen Szene bilden.
Dank gilt dem Veranstalter auch dafür, dass man als Zuschauer jedes gesprochene und gesungene Wort der Cast exakt und deutlich versteht. Entgegen dem seit einiger Zeit hierzulande im Musicalbereich herrschenden fragwürdigen Trend, wild zusammengewürfelte Darsteller aus Europa und Übersee zu besetzen mit dem Ergebnis, dass man als Zuschauer oftmals rätselnd mit phonetischem Kauderwelsch konfrontiert wird, tut Benjamin Sahler das einzig Richtige und stattet sein Stück mit hervorragenden Darstellern aus dem reichhaltig vorhandenen Angebot bestens ausgebildeter und hochtalentierter deutsch-muttersprachlicher Interpreten aus.
Mit Musical Superstar Pia Douwes, die durch ihre jahrzehntelange enorme Professionalität und Beliebtheit eine Spitzenposition im Genre einnimmt, kommt ein weiterer Besetzungsknüller im September 2018 zur Cast hinzu, sie wird die Rolle der Sybille Meilhaus interpretieren.
Als Fazit kann man nur uneingeschränkt jedem Musiktheater-Liebhaber sehr ans Herz legen, unbedingt eine (oder am besten gleich mehrere) Ludwig2 Aufführungen zu besuchen. Der Weg an den Füssener Forggensee lohnt sich, versprochen!
Nachfolgend Fotos vom Schlussapplaus der Show vom 21. Mai, das Copyright für alle Aufnahmen liegt ausschließlich bei Musical Reviews.
Silvia Eva Loske, Mai 2018