Ludwigs Festspielhaus Füssen, Wiederaufnahmepremiere 3. Mai 2018
Ludwig-Begeisterung hält an – das Publikum hält dem König die Treue
Nach beherzter Neuinszenierung durch Theaterdirektor Benjamin Sahler geht die Erfolgsgeschichte des Musicals um Leben, Visionen und die noch immer mysteriösen Umstände seines Todes des bis zum heutigen Tage verehrten, kunstsinnigen König Ludwig II von Bayern weiter. Ludwigs Festspielhaus, an historischer Stätte malerisch eingebettet am Forggensee direkt gegenüber von Schloss Neuschwanstein, und das Musical „Ludwig2“ starten mit der Premiere am 3. Mai 2018 in die Zukunft. Festspielhauseigner Manfred Rietzler hat sich die Aufführungsrechte des Erfolgsmusicals bis ins Jahr 2029 gesichert und produziert künftig mit Benjamin Sahler gemeinsam. Der Spielbetrieb wird sukzessive ausgebaut, 2018 sind 60 Aufführungen des Stücks im Mai, Juni, August und September angesetzt.
Nach der sehr emotionalen Derniere Ende August letzten Jahres – siehe ausführlichen Bericht hierzu vom 1.9.2017 – knüpft jetzt nicht minder emotional die aktuelle Spielzeitpremiere Anfang Mai 2018 an. Mit Verve und begeisternder Spielfreude liefern Kreative und Darsteller eine Premiere, die vom dankbaren Publikum – wie könnte es auch anders sein – enthusiastisch gefeiert wird. Benjamin Sahler setzt zum überwiegenden Teil auf sein bewährtes Team und erfreulicherweise sind die kleinen Kritikpunkte vom letzten Jahr einer Optimierung gewichen:
- Der völlig überdrehte klamaukig-nervende Erfinder aus dem vergangenen Jahr darf jetzt mit einem anderen Darsteller zwar noch humoristisch agieren und in kurzer Passage den entsprechenden Dialekt einbringen, dies alles aber wohldosiert.
- Mit dem vielversprechenden Nachwuchstalent Jan Rekeszus in der Rolle des Adjutanten Graf Dürckheim steht König Ludwig II ein Sympathieträger zur Seite, der glaubwürdig seine absolute Loyalität und herzliche Zuneigung seinem König gegenüber vermittelt und mit diesem zusammen in der „Freundschafts-Arie“ sein gesangliches Können unter Beweis stellt.
- In einer Doppelrolle agiert Dennis Henschel: Im ersten Akt poltert er als Vater König Max in Bayern mit ausgestopftem Bauch herum und erscheint optisch etwas jung in diesem Part. Jedoch im zweiten Akt dann kommt sein großer Auftritt – als von den Verschwörern fiktiv gedungener Attentäter nagelt er einen Schattenmann auf die Bühne, der einen vom ersten Ton der grandiosen „Schattenarie“ mit Gänsehaut bis zu den sich hochdramatisch steigernden Schlussakkorden völlig in den Bann zieht. Genau so muss diese Arie interpretiert werden und Dennis Henschel macht das darstellerisch und vor allem gesanglich einfach grandios – Bravo!
War man vor einigen Monaten noch überzeugt davon, dass Jan Ammann in der Titelpartie, die er 2005 zum ersten Mal interpretierte und in der er für wenige Vorstellungen im Sommer letzten Jahres gereift an Lebens- und Bühnenerfahrung an die Stätte des Beginns seiner Karriere zurückkehrte, am Zenit seines künstlerischen Schaffens angekommen war, so wird man bei dieser Premiere eines Besseren belehrt: Er übertrifft sich erneut selbst. Natürlich ist er optisch im ersten Akt nicht mehr das 18-jährige Milchgesicht, als das er von Herzogin Ludovica bei der Krönungsszene tituliert wird. Den jungen König stattet der Künstler mit der erforderlichen Naivität aus, und zwischendurch blitzt sogar etwas jugendlicher Schalk durch.
Im zweiten Akt profitiert Jan Ammann dann von seinen Lebensjahren bei der Rollencharakteristik des reiferen, immer mehr zwischen Verzweiflung und Euphorie zerrissenen Monarchen. Was er hier abliefert, ist einfach nicht in Worte zu fassen und daher nicht in der gebotenen Würdigung zu beschreiben. Das muss man gesehen und gehört haben. Hier verschmilzt ein Darsteller mit seinem Rollencharakter auf eine Weise, wie man es im Schauspiel nur selten erlebt. Dass er zusätzlich zu seinem fast schon beängstigend intensiven Spiel auch noch die vielen anspruchsvollen Arien mit grandioser stimmlicher Brillanz präsentiert, kommt sozusagen noch „erschwerend“ hinzu. Es bleibt nichts anderes mehr, als den Hut zu ziehen vor dieser unglaublichen Gesamtleistung.
Mit der Verpflichtung der beiden Musical Superstars Pia Douwes als Ludwigs Kindermädchen Sybille Meilhaus und Uwe Kröger als Dr. Gudden ist dem Veranstalter ein weiterer Besetzungs-Coup gelungen. Ab den Shows im September kann man diese beiden Künstler in Ludwigs Festspielhaus erleben, was einen weiteren Besuch des Stücks nahezu obligatorisch macht.
Weitere Infos, Spieltermine und Tickets findet man unter
www.bau-ein-schloss-wie-ein-traum.de
Alle Fotos unterliegen dem ausschließlichen Copyright von Musical Reviews. Die Szenenfotos stammen von der Generalprobe am 2. und die Schlussapplausfotos von der Premiere am 3. Mai 2018.
Silvia Eva Loske, Mai 2018
Musical von Rolf Rettberg (Buch und Liedtexte), Musik Konstantin Wecker, Nic Raine und Christopher Franke
Produktion der Big Dimension GmbH
Kreative | |
Musikalische Leitung | Dr. Konstantinos Kalogeropoulos |
Regie | Benjamin Sahler |
Co-Regie, Co-Choreographie | Julian Wejwar |
Choreographie | Stefanie Gröning |
Bühne | Gerd Friedrich (2005) und Benjamin Sahler |
Kostüme | Gerd Friedrich, Sonja Schweizer, Claudia Krämer |
Darsteller | |
König Ludwig II. | Jan Ammann |
Kleiner Prinz Ludwig | Til Meixner |
Elisabeth, Kaiserin von Österreich | Anna Hofbauer |
Dr. Gudden | Alexander Kerbst |
Sybille Meilhaus | Monika Staszak |
Graf Dürckheim | Jan Rekeszus |
Prinz Otto von Bayern | Julian Wejwar |
Sophie | Andrea Jörg |
Ludovika | Tamara Peters |
Marie von Preussen | Stefanie Kock |
Schattenmann / Max von Bayern | Dennis Henschel |
Kaspar | William Cohn |
Freiherr von Lutz | Kevin Arand |
Graf Rettenberg | Marcus G. Kulp |
Ensemble: Schwan: Stefanie GröningMarlou Düster, Kristin Backes, Angelika Linder, Tanja Versal, Carolin Nuscheler, Sophie Böhmländer, Nicole Ciroth, Juia Böhmländer, Philipp Sattelberger, Tim Grimme, Moritz Weber-Jänichen, Manfred Loosen, Christian Lucke, Jens Rainer Kalkmann, Timo Pfeffer, |