Andreas Bieber begann 1989 seine Musicalkarriere in Wien in der Cast von „Cats“ und erfreut das Publikum seitdem als sympathischer und überaus vielseitiger Musicaldarsteller. Viele Hauptrollen verkörperte er seitdem, um nur einige zu nennen: Kronzprinz Rudolf in der Uraufführung von „Elisabeth“, Danny in „Grease“, Joseph in „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“, Magier in „Tabaluga & Lilli“, Leo Bloom in „The Producers“ und Fred Hoffmann in „Ich war noch niemals in New York“.
Neben seiner Bühnenkarriere war der Künstler auch in Film und Fernsehen zu sehen, so spielte er u. a. in der ARD-Soap „Marienhof“ und hatte zahlreiche Gastauftritte in bekannten TV-Formaten. Im Kinofilm „Hans im Glück“ verkörperte er die Hauptrolle.
Als Sänger ist Andreas Bieber ein sehr gefragter Solist bei zahlreichen Konzert- und Galaprojekten in den Bereichen Musical-, Film- und Popsongs.
Aktuell ist Andreas Bieber im Münchner Deutschen Theater als Fred Hoffmann im Udo Jürgens Hitmusical „Ich war noch niemals in New York“ zu erleben.
Musical Reviews hatte die Gelegenheit, mit dem beliebten Künstler in München nach einer Show ein Gespräch zu seinen derzeitigen Projekten zu führen.
MR: Das Musical „Ich war noch niemals in New York“ ist ein großer Erfolg im Deutschen Theater, herzlichen Glückwunsch dazu.
AB: Vielen Dank, ich freue mich auch sehr, mit diesem Stück, das ich bereits in Wien und Berlin spielen durfte, nun in München zu gastieren.
MR: Zusätzlich kann man Dich wieder auf der Konzertbühne feiern. Kürzlich, am 14. November, standest Du mit Maya Hakvoort, Annika Firley, Mark Seibert und Volkan Baydar im ausverkauften Konzert aus der Reihe „Hollywood Nights“ in Oberhausen auf der Bühne…
AB: Ja, am Tag nach der Terrornacht von Paris. Ich war so schockiert und betroffen, wie jeder im ganzen Team. Da ist so ein Konzertabend, an dem man gute Laune auf der Bühne verbreitet, irgendwie absurd, aber wir dürfen uns nicht komplett einschüchtern lassen, ich weiß. Trotzdem … das war anfangs schwierig für uns Künstler. Doch auch schön zu erleben, wie das Publikum und wir an diesem Abend vielleicht auch gerade wegen dieser schlimmen Vorfälle irgendwie noch enger zusammengerückt sind.
MR: Bei der aktuellen Lage ist es nicht einfach, in die Welt des Entertainment zu tauchen, doch blicken wir nach vorne. Jetzt gibt es aus der „Hollywood Nights“-Reihe noch am 30. November ein Konzert in Wien. Und für 2016 steht – zur Freude Deiner Fans – wieder Einiges an bereits bewährten und auch neuen Konzertformaten an.
Deinen Soloabend „So kann das Leben sein“ präsentierst Du an drei Terminen im nächsten Jahr, los geht es am 23. Februar in Stuttgart. Wird das Programm, das erfolgreich in diesem Jahr Premiere hatte, geändert oder wird es beibehalten?
AB: Es wird im Prinzip genauso bleiben. Weil es auch einfach eine Dramaturgie hat, die mein Leben ausmacht. Ich wollte jetzt keine direkte Biographie daraus machen, aber es beinhaltet dieses Motto „was hat mich inspiriert in den Zeiten dazwischen?“. Darüber hab ich auch einen Song zusammen mit Marian Lux geschrieben, ich mag den Song sehr, denn er sagt genau das aus, worum es geht: Darüber, was im Leben zwischen den „bekanntesten Auftritten“ passiert. Die Leute kennen „Joseph“, natürlich „Elisabeth“ und „Ich war noch niemals in New York“ – eben diese Rampenlicht-Momente. Aber gerade in den Zeiten dazwischen macht man ja seine Erfahrungen im Leben, da guckt man sich andere Sachen an, da wird man geformt – und diese Erfahrungen verwendet man dann eben auch in Großproduktionen oder kleineren, intimen Projekten. Aus dem Grund, dass das Programm so eine dramaturgische Geschichte hat, verändere ich die Songfolge nicht. Aber ich habe bei jedem der drei Konzerte unterschiedliche Gäste dabei und die lockern das dann auf mit individuellen Sachen. Es werden nächstes Jahr auch wieder neue Gäste dabei sein, daher kann es natürlich auch sein, dass die eine oder andere Nummer ausgetauscht wird, aber im Prinzip bleibt das Programm gleich. Das ist bei meinem Soloabend anders als bei „Hollywood Nights“ oder den „Milestones“, wo es dann Fortsetzungen gibt mit anderen Songs.
MR: Die zweite Konzertreihe ist „Merci Cherie“ mit gleich elf Terminen, am 4. März ist Premiere in Neu-Isenburg.
AB: Genau, im Februar beginnen die Proben.
MR: Und da bist Du dann mit Deinen langjährigen Kollegen aus IWNNINY, Sabine Mayer und Karim Khawatmi, auf der Bühne. Und Annika Bruhns…?
AB: Mit Annika hab ich noch nie Stücke gespielt, aber schon zusammen einige Konzerte gemacht, wir kennen uns auch schon seit über 20 Jahren. Es wird alles in deutsch gesungen, weil es ja um die Lieder von Udo Jürgens geht, viele davon getextet von Michael Kunze. Wir freuen uns sehr, dass der Vorverkauf so gut läuft und die Leute offenbar richtig Vorfreude auf dieses neue Konzertformat haben.
MR: Welche Lieder wirst Du dort singen aus IWNNINY, darfst Du das schon sagen?
AB: Oje, wenn ich das jetzt auswendig wüsste… Aber mit dabei sind natürlich Alles, was gut tut, Griechischer Wein und Ehrenwertes Haus auch. Und Zeig mir den Platz an der Sonne, zusammen mit Sabine…
MR: Wie läuft das dann beim Ehrenwerten Haus ab – singst Du das dann mit Karim zusammen?
AB: Nee, das sing ich allein, also wieder die ursprüngliche Udo Jürgens Fassung. Also der Kontext aus der Show wird herausgenommen, es geht dann wieder um die wilde Ehe.
Griechischer Wein singen wir alle zusammen.
MR: Geht es auch mit dem „Milestones Project“ weiter?
AB: Wir haben kürzlich mit Andreas Luketa darüber gesprochen – wir lieben das alle, das macht so super Spaß. Aber es ist schon musikalisch ein wahnsinniger Aufwand. Wir würden es gerne öfter machen, weil es einfach ein tolles Programm ist. Aber uns alle terminlich da unter einen Hut zu kriegen, ist schon alles andere als einfach. Im Frühjahr 2017 geht es weiter.
MR: Sind ja dann schon wieder drei verschiedene Konzertformate, bei denen der meiner Meinung nach „König der Liedinterpretation“ richtig punkten kann … kommt noch was dazu?
AB: Vielen Dank für die Blumen, das ist eines der schönsten Komplimente, das ich je bekommen habe, freut mich sehr. Ah ja, Hennef, „Faces of Musical“ kommt noch dazu, gibt es schon seit vier Jahren, da bin ich auch noch dabei nächstes Jahr, zusammen mit Pia Douwes und Jesper Tydén und einem Riesenchor mit 150 Leuten. Es geht eigentlich in erster Linie um den Chor, garniert mit uns Solisten. Das sind zwei Tage im Juni, am 11. und 12.
Und mit den „Hollywood Nights“ geht es dann auch 2017 wieder weiter.
MR: Wie geht’s bei der Tour von IWNNINY weiter mit Dir?
AB: Jetzt bin ich in München bis 10. Januar und danach dann wieder in Berlin – das ist für uns (Sarah, Karim, Gianni u.a.), die wir in Berlin leben, natürlich immer schön, wenn man da an seinem Wohnort zur Arbeit gehen kann. Wie es dann evtl. mit der Tour bei mir weitergeht, ist noch nicht sicher. Ich hab dann nächstes Jahr mal wieder ein Engagement in Wien, worauf ich mich sehr freue. Näheres dazu darf ich bestimmt demnächst verraten. Es wird aber nicht in einer Produktion der Vereinigten Bühnen Wien sein.
MR: In Wien gibt es ja noch so einige weitere Theater, die tolle Produktionen im Musicalbereich machen.
Da wir gerade bei Wien sind: Wird es eine Fortsetzung von „Die Geschichte meines Lebens“ geben?
AB: Ach ja, ich würde ja so gerne… ich bin so begeistert von dem Stück, Daniel Große-Boymann hat so eine unglaublich gute Übersetzung gemacht. Wir bräuchten halt ein geeignetes Theater, welches das Stück macht bzw. produziert. Und dafür müssten wir, der Daniel und ich, viel Marketing betreiben, mit den verantwortlichen Leuten sprechen, usw. Ich merke aber, dass das nicht so ganz mein Ding ist, ich bin halt einfach nicht so der Vermarkter. Ich konzentriere mich völlig darauf, was ich auf der Bühne mache und alles andere drumherum würde mir einfach zuviel Energie rauben. Aber natürlich merke auch ich, dass es wohl immer wichtiger wird, Self-Marketing zu betreiben. Wenn man es nicht macht, dann bleibt man leicht auf der Strecke. Diejenigen Kollegen, die Networker, die sich selbst vermarkten, kommen wohl leichter weiter. Oder man muss sich jemanden holen, der es für einen macht.
Schwieriges Thema…
MR: Wie geht’s Dir so im Deutschen Theater?
AB: München – schon toll, das ist wirklich Luxus hier mit dem Deutschen Theater – alle drei Monate kriegt Ihr so einen „Brocken“ – also alle tollen Sachen kommen als Tourneeproduktionen zu Euch, Ihr müsst nirgends mehr hinfahren *lacht*.
Heute Abend in der Show waren wieder einige Honoratioren der Stadt München, Stadträte, Freunde vom Bürgermeister, auch die Intendanz war in der Show – deshalb musste heute First Cast spielen, obwohl es ursprünglich anders geplant war.
MR: Wie gefällt Dir überhaupt München so? Du warst ja seinerzeit während der „Marienhof“-Zeit ein Jahr lang hier, daher kennst Du ja die Stadt ganz gut, oder?
AB: Ich kannte München damals ganz gut, ist ja schon ne ganze Weile her mit „Marienhof“. Aber ich mag München und Bayern ganz generell sehr. München ist meiner Meinung nach noch so unbefleckt in Sachen Musical – so sauber und ohne zu große Vorurteile das Genre betreffend. Da ist man hier doch sehr offen. Es gibt hier nicht die totale Spaltung in Bezug auf Oper, Theater, Musical, so wie das in Berlin, Hamburg und Wien der Fall ist. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, gerade in München auch mal was Kleineres zu machen, wie z. B. „Die Geschichte meines Lebens“. Weil eben München noch nicht so überfüllt ist mit Musical – die Leute hier sind noch dankbar und aufnahmebereit für gute Shows. Das Genre ist „zweitrangig“ – GUTES THEATER muss es halt sein.
MR: Mir fiele da gleich auf Anhieb ein passendes, intimes Theater ein…
AB: Sofort! Also ich hätte nichts dagegen, hier in München länger zu sein, um zu arbeiten. Ich fühle mich hier total wohl.
MR: Kennst Du auch das Münchner Umland, hast Du die Möglichkeit, auch mal raus aus der Stadt ins bayerische Voralpenland zu fahren? Also Seen, Berge, usw.?
AB: Da sagste was… ich hab extra mein Auto mit hier runter gebracht, damit ich sowas unternehmen kann, hatte mir das fest vorgenommen. Doch bislang konnte ich das leider noch kein einziges Mal umsetzen – da haben wir hier im November das tollste Wetter, und ich habs noch nicht geschafft … meine Show-Kollegen sind da besser aufgestellt, da waren auch schon welche auf der Zugspitze, am Tegernsee, Starnberger See, im Allgäu, haben fröhlich von dort Fotos gepostet. Das ist ja alles so toll hier – direkt vor der Tür! Also wenn’s hier für mich Arbeit gibt, ich könnte mir auch vorstellen, hier länger zu leben!
MR: Wir warten hier immer noch darauf, dass endlich auch in München ein En suite Musicaltheater errichtet wird…
AB: Ja, das versteh ich zwar – wenn man sich das ganze Einzugsgebiet drumrum ansieht, dann wäre das ja ein riesiger Wirtschaftsfaktor – andererseits, wie gesagt, ist München daher noch Musical-unvoreingenommener…
MR: Was macht übrigens Deine Yoga-Karriere?
AB: Ach, die liegt leider etwas brach. In Wien hatte ich seinerzeit noch regelmäßig unterrichtet und natürlich auch gut trainiert. In Berlin hab ich leider keine Möglichkeit, weil ich halt nicht sagen kann, ich mach regelmäßig pro Woche soundsoviele feste Stunden, das geht nunmal mit meinem aktuellen Tourengagement nicht zusammen. In Wien ging das so praktisch auf Abruf „kannst Du nächste Woche dann und dann“, das konnte ich gut einrichten. In Berlin funktioniert das leider nicht. Tja, schade. Unterrichten geht daher leider nicht und auch meiner Disziplin zum Training hat das nicht gut getan. Ich trainiere halt nicht gern allein zuhause im Wohnzimmer, sondern viel lieber im Studio mit Gleichgesinnten. Ich vermisse es wirklich sehr und würde so gern mal wieder einen Monat Intensiv-Workshop machen, damit ich da wieder reinkomme. Im Moment bin ich richtig raus aus dem Ganzen, schade.
MR: Diese unglaublichen Verrenkungen, die ich auf Fotos von Dir gesehen hab, gehen die also jetzt aktuell nicht mehr?
AB: Ich könnte das schon noch, aber erst nach entsprechendem Training – hat viel mit guten Bauchmuskeln und dem totalen Fokussieren, Verinnerlichen, zu tun – an diese Balancen muss man wirklich mit großer Konzentration rangehen. Wenn man das alles beherzigt, ist es plötzlich total einfach. Das kann man innerhalb eines Monats lernen.
MR: Machst Du irgendeine andere Art von Sport, um Dich fitzuhalten?
AB: Nee, körperlich bin ich mit meiner Rolle als Fred gut ausgelastet. Hab früher immer so bißchen Fitness nebenher gemacht, aber aktuell leider nicht. Die Vorstellungen, gerade wenn es auch am Wochenende die Doppelshows sind, reichen mir eigentlich gerade – da renne ich ja wirklich genug rum *lacht*.
MR: Du schaust ja auch wirklich fit aus, und irgendwann verrätst Du mir bitte auch noch, wo Dein Jungbrunnen ist bzw. welches Geheimrezept Du hast, um so gar nicht älter zu werden.
AB: Ach, wenn ich DAS wüsste, wie das geht, dann würde ich ja Unmengen Geld verdienen damit. Nee, ich mach nix. Denke, dass ich immer genug Schlaf hatte, hilft wohl doch sehr. Und ich lebe einigermaßen gesund.
Kürzlich hab ich mit Karim Khawatmi ein Fotoshooting gemacht. Eigentlich wollte ich den Termin absagen, weil es mir an dem vereinbarten Tag nicht gut ging. Dann haben wir es aber doch durchgezogen – und ich bin mit dem Ergebnis sehr glücklich. Endlich sehe ich auf Fotos auch mal „älter“ aus, bin nicht mehr nur der „liebe Bub“, sondern die Fotos sind einfach nur grundehrlich.
MR: Selten ein so überzeugendes Ergebnis eines Künstler-Shootings gesehen, ganz großes Kompliment an Karim!
Lieber Andreas, vielen Dank für Deine Zeit und für Deine berufliche und persönliche Zukunft wünsche ich weiterhin alles erdenklich Gute!
(Das Interview führte Silvia E. Loske, Nov. 2015)
Andreas Bieber ist noch bis zum 10. Januar 2016 von Dienstags bis Sonntags als Fred Hoffmann im Deutschen Theater München in dem Udo Jürgens Hit-Musical „Ich war noch niemals in New York“ live auf der Bühne zu sehen.
Weitere Infos zum Stück siehe ausführliche Premierenkritik hier auf Musical Reviews vom September 2015:
Tickets zur Show hier:
http://www.deutsches-theater.de/programm/ich-war-noch-niemals-in-new-york.html
Alle Termine zu den Konzertformaten „Hollywood Nights“, „So kann das Leben sein“ und „Merci Cherie“ finden sich auf der Homepage von Andreas Bieber, hier:
http://www.andreas-bieber.de/termine.html