Foto Copyright: Deutsches Theater München

4 VOICES OF MUSICAL im Deutschen Theater München am 27. April 2015

Beeindruckendes Musical-Konzert mit vier bestens gelaunten Solisten und toller Band

Im Jahr 2014 initiierte Maya Hakvoort als Produzentin diese neue Konzertreihe, welche mit acht Terminen durch Österreich tourte. Im März und April 2015 gab es eine Wiederaufnahme des Formats in Österreich. Zum bislang ersten und einzigen Konzert in Deutschland kamen die ‚4 Voices‘ nun zum Ende der Frühjahrstour in das Deutsche Theater München.

Die Protagonisten der ‚4 Voices‘ sind ursprünglich die Musical-Größen Maya Hakvoort, Mark Seibert, Lukas Perman und Marjan Shaki. Anfang April bekam das Paar Lukas Perman und Marjan Shaki ein Töchterlein, wir gratulieren hierzu noch herzlich! Der Musical-Nachwuchs scheint gesichert :-)). Bei der Tour 2015 sprang daher die österreichische Popsängerin Missy May für Marjan Shaki ein.

Wer sich für Musical interessiert, kennt natürlich die drei Bühnenstars:
Maya Hakvoort spielte und sang viele Hauptrollen z. B. in Sunset Boulevard, Evita, Rebecca, um nur einige zu nennen. Zu großer Berühmtheit gelangte sie mit der Rolle der Kaiserin Elisabeth im gleichnamigen Erfolgsmusical, über 1.000 Mal stand sie in dieser Charakterrolle auf der Bühne.

Mark Seibert ist einer der männlichen Top-Stars im deutschsprachigen Musical. Seit mehr als einem Jahrzehnt spielt und singt er höchst erfolgreich Hauptrollen, begleitet von stetig wachsender Anhängerschaft. U. a. als Tybalt (Romeo & Julia), Claude (Hair), Radames (AIDA), Fiyero (Wicked), Ranger (Der Schuh des Manitu), Galileo (We Will Rock You), Jesus (Jesus Christ Superstar) und Lancelot (Artus) stand er auf der Bühne. In den letzten Jahren begeisterte er als männlich-verführerischer Tod in ‚Elisabeth‘, der Rolle, in der er auch aktuell im Deutschen Theater München noch bis zum 7. Juni gastiert.

Lukas Perman sorgte erstmals für größere Aufmerksamkeit 2005 im Wiener Raimund Theater als Romeo im Musical ‚Romeo & Julia‘, an seiner Seite als Julia übrigens Marjan Shaki – für beide war dieses Stück der Beginn ihres gemeinsamens Lebenswegs. Rollen in ‚Elisabeth‘ als Rudolf und in ‚Tanz der Vampire‘ als Alfred folgten. Lukas und Marjan nahmen außerdem 2013 in der österreichischen TV-Tanzshow „Dancing Stars“ teil und belegten dort Platz 2 und 3. Beide engagieren sich überdies für die Opfer des Erdbebens in Haiti und haben dafür bereits u. a. vier Charity-Konzerte in Wien organisiert.

Das über 1.500 Plätze fassende Deutsche Theater München ist zu ca. Dreiviertel besetzt, was eine bemerkenswerte Auslastung für ein Musicalkonzert ist. Das Konzert besteht aus bekannten Musicaltiteln, die in deutsch und englisch interpretiert werden zum Großteil aus Stücken, in welchen die drei Musicaldarsteller bereits erfolgreich auf der Bühne standen. Missy May fügt sich in diesen Musical-Rahmen mit frischer, sympathischer Bühnenpräsenz gut ein.

Begleitet werden die Sänger/innen von der sehr mitreißend aufspielenden Band unter Leitung von Rens Newland. Die sechs Vollblut-Musiker – Flügel, Keyboard, Drums, Bass, Gitarre und Saxophon – beeindrucken durch großes Können und bleiben nachhaltig in Erinnerung. Bravo!

Die Band startet den ersten Teil des Konzerts mit der Ouvertüre aus der ‚West Side Story‘, die vier Solisten steigen mit einem Medley aus dem Musical-Klassiker mit den weltberühmten Melodien von Leonard Bernstein ein. Bei Tonight sind noch nicht alle Töne bei Missy May da, wo sie hingehören, doch sie singt sich bald frei und schon bei ihrem ersten Solo der leichtlebigen Constanze Irgendwo wird immer getanzt aus ‚MOZART!‘ überzeugt sie bereits mit sicherer Stimme und steigert sich konstant im Verlauf des Abends.

Als tragische ehemalige Stummfilm-Diva Norma Desmond erleben wir Maya Hakvoort mit As If We Never Said Goodbye, gefolgt von Mark Seibert als Rusty im Starlight Express. Ein sehr gutes Arrangement gelingt mit der Rock-Hymne aus ‚MOZART!‘, Wie wird man seinen Schatten los, interpretiert von Lukas Perman und glänzend von Maya Hakvoort und Mark Seibert als Backing Vocals unterstützt.

Von den drei folgenden Titeln aus ‚Wicked‘ punktet natürlich insbesondere Frei und schwerelos (Maya Hakvoort), bevor es Gänsehaut-Feeling mit den beiden Balladen aus ‚Les Misérables‘ gibt. Doch es bleibt nicht melancholisch, denn der nächste Titel sorgt schon bei den ersten drei Tönen für begeisterten Wiedererkennungswert im Publikum und satten Groove – Time Of My Life ist halt immer ein Garant für überschäumende Stimmung, und wenn der Song dann noch so energiegeladen interpretiert wird wie von Maya Hakvoort und Mark Seibert, dann gibt es im Saal kein Halten mehr. Auch wenn es vom Tempo her bei diesem Titel ein paar Uneinigkeiten zwischen Band und Solisten gibt, egal – der Saal kocht!

Nach zwei wunderschönen Titeln aus ‚Jekyll & Hyde‘ von Balladenkönig Frank Wildhorn kommt schon der nächste Knaller, bei dem man die Füße nicht stillhalten kann: Aus dem Queen-Musical ‚We Will Rock You‘ macht sich Mark-Galileo Seibert so richtig Luft mit I Want To Break Free – integriert ist ein großartiges E-Gitarrensolo von Rens Newland.

Sodann bevölkern 60 Kinder vom Junior Chor Gröbenzell die Bühne, um anfangs ziemlich aufgeregt zusammen mit Lukas Perman Wie vom Traum verführt zu performen, dies unter großem Jubel der zahlreich im Publikum anwesenden Angehörigen der Kinder. Als letzten Titel vor der Pause singen Maya und Missy zusammen mit dem Kinderchor noch die sehr schwungvolle Disco-Nummer Ease On Down The Road aus dem ‚Wizard von Oz‘ – und dies mit soviel Spaß und Leidenschaft, dass Maya Hakvoort kurzerhand beschließt, das Ganze einfach gleich nochmal zu präsentieren. Müßig zu erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt längst schon das ganze Deutsche Theater stand, mitklaschend und tanzend. So gehört sich das für ein bestens aufgebautes Konzertkonzept!

Den zweiten Teil eröffnet Maya Hakvoort augenzwinkernd mit dem Solo der Amneris aus ‚AIDA‘, Mein Sinn für Stil. Aus dem gleichen Musical von Elton John wird das Terzett Einen Schritt zu weit dargeboten; Mark Seibert als Radames fühlt sich dabei emotional hin- und hergerissen zwischen Amneris und Aida. Aus dem 2005 in Wien gespielten Musical ‚Romeo & Julia‘ singen Missy May und Lukas Perman anrührend Der Balkon. Eigentlich wäre es wirklich schön, wenn dieses Musical wieder auf einem Spielplan auftauchen würde.

Bei den nächsten beiden Up-Tempo-Songs kriegt sich das Publikum gar nicht mehr ein: Mark Seibert heizt mit Groove und Hüftschwung seinen zahlreichend anwesenden weiblichen Fans so richtig ein bei Footloose und Missy May interagiert gekonnt mit den Zuschauern bei ihrer Interpretation des Hits What A Feeling aus ‚Flashdance‘.

Nach diesen beiden Smash-Hits wieder runterzukommen auf MusicalDrama-Niveau ist gar nicht so leicht, doch mit dem Titelsong der sinistren Mrs Danvers aus Rebecca wird die Brücke zu dramatischem Liedgut gut geschlagen. Humorvoll weist Maya Hakvoort in ihrer Anmoderation darauf hin, dass sie dieses schöne Theater nicht abfackeln werde, obwohl, sie hätte bereits ein paar schmucke Feuerwehrmänner backstage entdeckt…

Von Manderley geht es dann nach Transsylvanien in das Reich des unsterblichen Grafen von Krolock. Der schüchtern verliebte Alfred (Lukas Perman) verzehrt sich nach der blutjungen Sarah, während diese schon längst dem hypnotischen Grafen willenlos verfallen ist. Bei der Totalen Finsternis gibt es höchst interessant zu entdecken und vor allem zu hören, dass Mark Seibert (der diese Rolle nie gespielt hat) seinen Tenor eine Lage tiefer schraubt und absolut grandios den Grafen, eine Bariton-Rolle, ganz hervorragend intoniert. Die Überraschung des Abends!

Nach dem bekanntesten Titel aus ‚Fame‘, den Missy May souverän darbietet, kommt es als Höhepunkt des Abends zum ‚Elisabeth‘-Block. Mark Seibert tackert sehr kraftvoll und insistierend seinen Letzten Tanz auf die Bretter um sodann mit Lukas Perman als unglückseligem Kronprinz Rudolf das packende Männer-Duett Die Schatten werden länger eindrucksvoll darzubieten. Der Glanzpunkt dieses Blocks und definitiv einer der Höhepunkte des ganzen Abends ist dann die Befreiungs-Hymne schlechthin, Ich gehör nur mir. Und ja – Maya kann es immer noch. Und wie! Mit immenser Bühnenpräsenz und stimmlich bombensicher und scheinbar mühelos legt sie ihre ganze Professionalität und Emotion in diese Arie. Bereits im letzten Instrumental-Abschnitt beginnt das Publikum schon zu jubeln, bevor die Kaiserin dann ausdrucksstark zum Finale ansetzt. Großartig!

Als Zugaben gibt es das für vielstimmige Harmonien bestens geeignete melodische Seasons of Love aus ‚Rent‘ und Shadowland aus ‚König der Löwen‘.

Mit launigen Moderationen führen die vier Solisten locker und humorvoll durch das Konzert. Für das Auge bieten die Vier im Verlauf des Abends auch so einiges. Die beiden Ladies wissen ihre Attraktivität durch schöne Roben und hautenge Outfits zu präsentieren. Die Herren sind adrett anzuschauen in silbergrauen und nachtblauen bzw. schwarzen Anzügen.

Das Lichtkonzept ist solide und unterstützt Bühne und Sänger/innen durch stimmige Ausleuchtung. Der Ton ist sehr gut abgemischt und das Verhältnis Band zu Gesangsstimmen lässt keine Wünsche offen.

Fazit:
Das Publikum im Deutschen Theater war restlos begeistert und feierte Solisten und Musiker mit langanhaltendem Jubel.

(Silvia E. Loske, April 2015)