Premiere 11.4.2013

Eine Show, die mit der Zeit geht

Nach Köln, Stuttgart und Berlin feierte WWRY nun seine vierte Premiere in Deutschland im Colosseum Theater Essen. Die Tour-Produktion gastierte mit der gleichen Cast zuvor in Basel.

Die geniale Musik von Queen hat bis heute nichts von ihrer Wirkung verloren. Ob man will oder nicht, bei Songs wie I want to break free, We are the Champions, We will rock you und vielen anderen muss man einfach mitklatschen. Die Änderungen am gesprochenen Text und der Laufschrift zu Beginn bringen ein wenig aus der jüngeren Vergangenheit ins Stück, ohne das Original zu sehr zu verändern. Aus „Planet Ebay“ wurde mittlerweile „Planet iPad“, und auch Facebook, Twitter & Co. wurden geschickt eingebaut, so dass auch jüngere Zuschauer, denen Namen wie Jim Morrison oder Janis Joplin kaum noch etwas sagen,  mehr mit dem Stück anfangen können. Auch am Bühnenbild wurde einiges verändert, und es gibt viele neue Videosequenzen.

Die beiden Hauptdarsteller Jeannine Michele Wacker, eine gebürtige Schweizerin (Scaramouche) und Christopher Brose (Galileo Figaro) waren schon in Basel in denselben Rollen zu sehen. Gesanglich haben beide Darsteller ihre Songs 100-%ig im Griff. Insbesondere J.M. Wacker fegt nur so über die Bühne und bietet eine Top-Leistung – allerdings könnte sie noch ein bisschen „rotziger“ sein, wie man hier im Ruhrpott sagt. Sie wirkt manchmal noch ein kleines bisschen zu brav für eine Rebellin.

Christopher Brose hat  eine hervorragende Rockstimme, allerdings überzeugt er mit seiner schauspielerischen Leistung noch nicht ganz. Es fehlt ihm noch etwas an Bühnenpräsenz. Er wirkt so, als ob er in dem Stück schauspielerisch noch nicht ganz angekommen ist. Es wäre ihm zu wünschen, dass er es schafft, da noch etwas draufzulegen.

Brigitte Oelke, ebenfalls eine gebürtige Schweizerin, ist DIE Killer Queen schlechthin. Schon in der deutschen Uraufführung in Köln spielte sie diese Rolle, wobei sie damals schon den Queen-Musiker Brian May überzeugen konnte und mit ihm sogar bei einem Konzert ein Duett gesungen hat. Allein um sie zu erleben, lohnt sich ein Besuch der Show.

Martin Berger ist ebenfalls schon seit der deutschsprachigen Geburtsstunde von WWRY dabei. Er spielt den Kommandanten Khashoggi nach wie vor überzeugend. Bleibt noch etwas zu Léon van Leeuwenberg als Bap, Markus Neugebauer als Brit und Anna Lidman als Ozzy zu sagen. Léon van Leeuwenberg macht seine Sache, wie schon in Köln, Zürich und Berlin hervorragend, ebenso Markus Neugebauer, der schon in Stuttgart und Berlin verschiedene Rollen in WWRY gespielt hat.

Die Schwedin Anna Lidmann, die die Rolle der Ozzy schon in der schwedischen und norwegischen Version der Show verkörpert hat, ist allerdings der Schwachpunkt bei den Hauptrollen. Ihr starker Akzent trägt dazu bei, dass ihr gesprochener Text nicht spontan klingt, und bei ihrem Solo Kein wahrer Held, normalerweise der emotionale Höhepunkt der Show, kamen leider keine Emotionen rüber. Das wäre wahrscheinlich anders, wenn sie ihr Lied in Englisch singen dürfte, denn eine tolle Stimme hat sie.

Insgesamt aber ist es eine tolle, laute, bunte, rockige Show, ein Muss für jeden Queen-Fan und auch für jeden, der bei lauter Rockmusik und einer witzigen Show für drei Stunden dem Alltag entfliehen möchte.

Zum Schluss gab es Standing Ovations und frenetischen Beifall. Jüngere und auch ältere Zuschauer waren gleichermaßen begeistert und klatschten, tanzten und schwenkten Knicklichter zur Zugabe Bohemian Rhapsody. Die Beifallsbekundungen schwollen nochmals erheblich an, als die achtköpfige phantastische Band unter der Leitung von Jeff Frohner auf die Bühne kam.

Allen Hauptdarstellern und dem Creativ Team wurden große Blumensträuße überreicht, die dann im Überschwang der Gefühle fast alle den Fans im Publikum zugeworfen wurden. Selbst nachdem der Vorhang sich endgültig geschlossen hatte, hielt der Beifall noch minutenlang an.

Für Fans der deutschen Urbesetzung von WWRY noch der Hinweis, dass Vera Bolten und Alex Melcher auch in Essen einige wenige Vorstellungen spielen werden. Die Termine sind auf der jeweiligen Homepage bzw. auf den Facebook-Seiten der beiden nachzulesen.

Im Essener Colosseum ist die Show noch bis zum 30. Juni 2013 zu erleben.

Weitere Infos zu Terminen und Tickets unter www.wewillrockyou.de

(Delia Kirchhoff / Jürgen Vallerien, April 2013)

Hier geht’s zur Fotogalerie