Foto: Mardo
Man sagt Katzen nach, dass sie sieben Leben hätten. Nun, im Falle der höchst musikalischen, weltweit berühmten Jellicle-Katzen werden diese sieben Leben bei weitem übertroffen: Bezaubern die eleganten Schnurrtiere doch bereits seit der Uraufführung 1981 bis heute in ungebrochener Magie jung und alt. Mehr als 65 Millionen Zuschauer weltweit haben das Stück schon gesehen, und ein Ende des Katzenbooms ist nicht abzusehen.
Aktuell erfreuen uns die eigenwilligen und charmanten Vierbeiner in einer ungemein aufwendigen und detailgetreuen Tourneeproduktion. Im eigenen CATS-Zelt, nein, eigentlich in einer richtigen Zeltlandschaft, geben die Miezen circa vierwöchige Gastspiele an den jeweiligen Spielorten.
Nun beehren sie gerade München und die umjubelte Premiere am 22. Januar ließ auch nicht den geringsten Zweifel daran, dass diese Produktion von Mehr! Entertainment und BB Promotion, die sich sehr eng an die Originalinszenierung von 1981 am Londoner West End hält, ein Knaller ist.
Das Showzelt bietet eine runde Zentralbühne, die von drei Vierteln der ringsum sehr nah an der Bühne angegliederten Zuschauerreihen mit den 1800 Sitzplätzen bestens eingesehen werden kann, man ist richtig nah dran am Geschehen. Sollte man dann noch einen der begehrten Gangplätze erobert haben, steigert das die Freude noch mehr, treiben sich doch die geschmeidigen Katzenviecherl dort ständig herum und treiben allerlei Schabernack mit dem Publikum.
In diesem auf den Gedichten von T.S. Eliot basierenden und von Lord Andrew Lloyd Webber vollkommen durchkomponierten Ensemblestück bevölkern 33 exzellente Tänzer und Sänger (Schauspiel natürlich inklusive) die große Bühne, die im Maßstab 3:1, eben aus Katzenperspektive, den vermüllten Schrottplatz zeigt, auf welchem sich alljährlich die Katzen zu ihrem mystischen Jellicle-Ball versammeln. Höhepunkt des Balls ist dann die vom weisen, alten Katzenoberhaupt Alt Deuteronimus erwählte Samtpfote, die hochfahren darf in den Katzenhimmel, den „Heaviside Layer“, und ein weiteres Leben erhält.
Bis es soweit kommt, erleben wir, wie sich nach und nach viele der Katzen vorstellen. Neben vielen anmutigen Kätzinnen lernen wir den souveränen graugestreiften Kater Munkustrap kennen, der uns als Erzähler die Handlungsstränge verdeutlicht, die rundliche Gumbie-Katze Jenny Fleckenreich, den angeberischen Rockstar-Kater Rum Tum Tugger, den nur in den besten Kreisen verkehrenden, genusssüchtigen Bustopher Jones, die abgewrackte ehemalige Diva Grizabella, das freche Pärchen Mungojerrie und Rumpleteazer, den bösartigen Maccavity, den Zauberkater Mr. Mistoffelees, den Eisenbahnkater Skimbleshanks, den alten Theaterkater Gus und natürlich den weisen Alt Deuteronimus.
Atemberaubend die rasanten, jederzeit bis in die Zehenspitzen äußerst präzise und synchron getanzten Choreographien und die schwindelerregenden Akrobatikeinlagen – und dies alles gleichzeitig mit Gesang kombiniert – Chapeau! Einzelleistungen aus dem ohnehin schon unglaublich homogenen und vor charmanter Spielfreude nur so sprühenden Ensemle herauszustellen ist fast schon unfair, der besonderen Erwähnung bedürfen aber folgende Darsteller:
Robert D. Marx ist einer der wandelbarsten und vielseitigsten Musicaldarsteller im deutschsprachigen Raum. Als beflissener Munkustrap hat er stets den Überblick, ist jederzeit präsent und besticht mit seinem wunderbar kraftvollen Bariton.
Den Machokater Rum Tum Tugger gibt Dominik Hees in rundum äußerst gelungener Interpretation, sehr zum Amüsement des Publikums tobt er enorm von sich (bzw. natürlich von seinem Katzencharakter) eingenommen hüftenschwingend und Kätzinnen-betörend umher.
Masha Karell überzeugt berührend mit klarem Sopran als alte, verzweifelt nach Wiederaufnahme in den Jellicle-Kreis bettelnde, ehemalige Glamourkatze Grizabella mit dem Riesenhit des Musicals, dem Welterfolg „Erinnerung“.
Gleich drei Rollen verleiht der bekannteste Darsteller der Cast, Yngve Gasoy Romdal, Charakter: Als dicker, stets mit seinem großen Löffel ausgehender Gourmet Bustopher Jones, als alter, mit zittriger Pfote und wehmütig auf seine Bühnenerfolge zurückblickender Theaterkater Gus und als tolldreister, mit Augenklappe versehener, Flusspirat Growltiger zieht er das Publikum mit seiner absolut unverwechselbaren Stimme und ausdrucksvollem Schauspiel in den Bann.
Das stets nur Unsinn produzierende freche Zwillingspärchen Rumpleteazer & Mungojerrie wurde bei der Premiere von Jo Lucy Rackham und Gavin Eden verkörpert. In perfekter Synchronität entzücken die beiden, einfach großartig!
Mark John Richardson als Zauberkater Mr. Mistoffelees verzaubert im wahrsten Sinne des Wortes das Auditorium als scheinbar schwerelos schwebender klassischer Ballett-Solotänzer, wirbelt in atemberaubenden Piroutten über die Bühne, ein Genuss fürs Auge.
Thomas Klotz als Eisenbahnkater Skimbleshanks verfügt über das genau für diese Rolle so passende korrekt-augenzwinkernde Profil.
Licht und Sound ohne Tadel, vielleicht war anfangs der Ton etwas zu sehr ausgesteuert und laut, aber das hat sich nach der ersten Nummer gegeben. Das während der Show hinter der Müllhalde versteckte 10-köpfige Orchester spielt schmissig in den Uptemponummern und mit der richtigen Dosis Gefühl in den Balladen auf.
Die Textverständlichkeit ist gut, was gerade bei schnelleren Ensemble-Gesangssequenzen und einer aus sieben Ländern zusammengesetzter internationalen Cast ja keine Selbstverständlichkeit ist.
Das mit zahlreicher Showprominenz und lokalen Honoratioren bestückte Premierenpublikum sparte daher auch nicht mit Beifall, es gab bereits zwischendurch Szenenapplaus und am Ende jubelnde Standing Ovations.
Als einziger Minuspunkt (neben dem überheizten Zelt) sind die doch für eine Tourproduktion sehr hohen Eintrittspreise zu nennen. Wobei das schon wieder relativiert wird, wenn man bedenkt, was man dafür geboten bekommt, und welch riesiger logistischer Aufwand hinter der Produktion steckt. Unter anderem sind 50 Trucks vonnöten, um nach dem Abbau die gesamte Ausstattung von einem Spielort zum nächsten zu transportieren um dort wieder aufzubauen, und das geht doch sehr ins Geld.
Als Fazit bleibt festzuhalten: HINGEHEN – STAUNEN – FREUEN!
In München ist CATS noch bis zum 17. Februar zu sehen.
Weitere Termine:
Linz vom 2. März bis 1. April
Frankfurt am Main, vom 7. April bis 9. Mai
Graz vom 16. Mai bis 16. Juni
Weitere Informationen zur Show und zu Kartenbestellungen gibt es unter http://www.cats.de/
(rab, 24.01.2013)
Peter Weck präsentiert eine Produktion von Mehr! Entertainment GmbH und BB Promotion GmbH
Musik |
Lord Andrew Lloyd Webber |
Regie |
Trevor Nunn |
Deutsche Lyrics |
Dr. Michael Kunze |
Musikalische Leitung, Tour |
Daniel Rein |
Original-Choreographie |
Gillian Lynne |
Direction & Choreography recreated |
Chrissie Cartwright |
Production Musical Supervisor, Tour |
Daniel Bowling |
Original Bühne, Kostüme, Make-Up |
John Napier |
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Darsteller: |
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Grizabella |
Masha Karell |
Jellylorum/Griddlebone |
Lillemor Spitzer |
Gumbie/Jenny Fleckenreich |
Eva Maria Bender |
Rum Tum Tugger |
Dominik Hees |
Munkustrap |
Robert D. Marx |
Bustoper Jones/Gus/Growl Tiger |
Yngve Gasoy Romdal |
Alt Deuteronimus |
Eric Lee Johnson |
Mr Mistoffelees |
Mark John Richardson |
Mungjerrie |
Gavin Eden |
Rumpleteazer |
Jo Lucy Rackham |
Skimbleshanks |
Thomas Klotz |
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Sowie: Schirin Kazemi, Maria Walter, Libb Watts, Theano Makariou, Jaymee Bellprat, Minori Therrien, Jasmin Colangelo, Adam Lake, Sam Murphy, Josh Andrews, Csaba Farago, Christian De Varas
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